Largentier, Denis: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Der im Alter von 16 Jahren in [[Clairvaux]] eingetretene Denis Largentier (auch L’Argentier) wurde nach der Promotion am Collège St. Bernard in Paris Generalprokurator des Ordens in Rom. 1594 wird er als Abt von [[Tironneau]] genannt ({{Titel|Lalore}} 144, 262).<ref>Bei den Manuskripten des Abtes Mathieu (XV, p. 40)) findet sich ein Schreiben des Abtes von Cîteaux, Edmond de La Croix, an Abt Denis Largentier von Tironneau, datiert Besancon, 14. November 1594. ({{Titel|Lalore}}, Charles: Le trésor de Clairvaux du XIIe au XVIIIe siècle, Paris 1878).</ref> 1596 zum Abt von Clairvaux gewählt, erhielt er an Mariä Lichtmess des folgenden Jahres (2. Feb.) von Generalabt [[Edmond de La Croix]] die Benediktion ({{Titel|Gallia Christiana}}).
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Der 1557 in Troyes als Sohn des Pierre Largentier und seiner ersten Ehefrau Thiennette de Pargues geborene Denis Largentier (L’Argentier) stammte aus einer einflussreichen Familie, die seit hundert Jahren mit der Abtei [[Clairvaux]] verbunden war. Schon am 8. Februar 1470 hatte ein Pierre Largentier das Hôtel de Clairvaux in Troyes in Erbpacht übernommen.
  
führte er dort 1615 – wohl nach einem Bekehrungserlebnis (Eberl 404) die strenge Oberservanz ein, die er auch auf die Filialklöster auszudehnen versuchte. Schon 1618 befolgten neben Clairvaux acht Filialklöster die Reform (Eberl 404, 405).
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Denis trat im Alter von 16 Jahren in die Zisterzienserabtei Clairvaux ein. Nach dem Studium am Collège St. Bernard in Paris und der Promotion an der Sorbonne wurde er Generalprokurator des Ordens in Rom (1592–1595). Er war Klaustralprior in [[Preuilly]] und wird 1594 als Abt von [[Tironneau]] genannt ({{Titel|Lalore}} S. 144, 262). 1596 zum Abt von Clairvaux gewählt, erhielt er an Mariä Lichtmess (2. Feb.) des folgenden Jahres von Generalabt [[La Croix, Edmond|Edmond de La Croix]] die Benediktion ({{Titel|Gallia Christiana}}).
  
Largentier früher Tod, er starb 1624 während einer Visitation in [[Orval]] (Belgien), setzte seinen Reformbestrebungen ein jähes Ende. Auch in seinem Kloster Clairvaux konnte sich die Reform nicht halten, denn nach Largentiers Tod wurde sein Neffe [[Largentier, Claude|Claude Largentier]] Abt – ein entschiedener Gegner der Reformen seines Vorgängers und seit 1621 Kadjutor (Eberl 405).
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1606 zum Schiedsrichter im Streit zwischen den Mönchen des Klosters [[Vaux-de-Cernay]] und dem Ökonomen des Kommendatarabts Henri de Bourbon-Verneuil<ref>ein unehelicher Sohn König Heinrichs IV. von Frankreich</ref> bestimmt, stellte er dort die Harmonie wieder her ({{Titel|Socard}}, {{Titel|Gallia Christiana}}). Im Oktober 1614 nahm er als Deputierter für die Bailliage Chaumont-en-Bassigny an der Eröffnung der Generalstände in Paris teil. 1615 führte Largentier in Clairvaux – wohl nach einem Bekehrungserlebnis vor dem Grab des hl. Bernhard ({{Titel|Eberl}} S. 404) –  die strenge Oberservanz ein, die er, u.a. durch eine geschickte Personalpolitik<ref>Z.B. ernannte er [[Petit, Jérôme|Jérôme Petit]] zum Novizenmeister in Clairvaux.</ref>, auch auf die Filialklöster auszudehnen versuchte. Schon 1618 befolgten neben Clairvaux acht Filialklöster die Reform ({{Titel|Eberl}} S. 404, 405). Am 5. April 1616 bestellte er [[Maugier, Etienne|Étienne Maugier]], Abt von La Charmoye und einer der Hauptexponenten der strengen Observanz, zum Generalvikar für die [[Filiation]] von Clairvaux. Am 11. März 1623 beteiligte er sich an der Ausarbeitung eines ersten Réglements für die strenge Observanz. Um seine Reformen zu sichern, ließ er 1621 mit Zustimmung des Generalabtes [[Boucherat, Nicolas II|Nicolas Boucherat]] seinen Neffen [[Largentier, Claude|Claude Largentier]], den er schon im Juni 1611 mit wichtigen Aufgaben in der Finanzverwaltung der Filiation betraut hatte, zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge wählen. König Ludwig XIII. bestätigte diese Wahl mit Datum 11. März 1621, jedoch verschlechtern sich die Beziehungen zwischen Onkel und Neffen schon bald so sehr, dass Largentier sogar versuchte, die Ernennung seines Neffen zum Koadjutor rückgängig zu machen.
  
Largentiers Leichnam wurde in Orval beigesetzt, das Herz nach Clairvaux gebracht (Socard).
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Largentiers Tod, er starb 1624 während einer Visitation in [[Orval]] (Belgien), setzte seinen Reformbestrebungen ein vorläufiges Ende. In Clairvaux konnte sich die Reform nicht halten, denn sein Neffe Claude Largentier erwies sich als entschiedener Gegner der Reformen seines Onkels ({{Titel|Eberl}} 405) und es kam zu einer Spaltung des Konvents.
  
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Largentiers Leichnam wurde in Orval beigesetzt („''in ingressu presbyterii sub tumba lapidea''“), das Herz nach Clairvaux gebracht ({{Titel|Socard}}, {{Titel|Gallia Christiana}}).
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Aktuelle Version vom 17. Mai 2020, 12:27 Uhr

Denis Largentier

Denis Largentier

44. Abt von Clairvaux 1596–1624 und Förderer der Strengen Observanz im Zisterzienserorden

* 14. Sep. 1557 Troyes
† 25. Okt. 1624 Orval

Der 1557 in Troyes als Sohn des Pierre Largentier und seiner ersten Ehefrau Thiennette de Pargues geborene Denis Largentier (L’Argentier) stammte aus einer einflussreichen Familie, die seit hundert Jahren mit der Abtei Clairvaux verbunden war. Schon am 8. Februar 1470 hatte ein Pierre Largentier das Hôtel de Clairvaux in Troyes in Erbpacht übernommen.

Denis trat im Alter von 16 Jahren in die Zisterzienserabtei Clairvaux ein. Nach dem Studium am Collège St. Bernard in Paris und der Promotion an der Sorbonne wurde er Generalprokurator des Ordens in Rom (1592–1595). Er war Klaustralprior in Preuilly und wird 1594 als Abt von Tironneau genannt (Lalore S. 144, 262). 1596 zum Abt von Clairvaux gewählt, erhielt er an Mariä Lichtmess (2. Feb.) des folgenden Jahres von Generalabt Edmond de La Croix die Benediktion (Gallia Christiana).

1606 zum Schiedsrichter im Streit zwischen den Mönchen des Klosters Vaux-de-Cernay und dem Ökonomen des Kommendatarabts Henri de Bourbon-Verneuil[1] bestimmt, stellte er dort die Harmonie wieder her (Socard, Gallia Christiana). Im Oktober 1614 nahm er als Deputierter für die Bailliage Chaumont-en-Bassigny an der Eröffnung der Generalstände in Paris teil. 1615 führte Largentier in Clairvaux – wohl nach einem Bekehrungserlebnis vor dem Grab des hl. Bernhard (Eberl S. 404) – die strenge Oberservanz ein, die er, u.a. durch eine geschickte Personalpolitik[2], auch auf die Filialklöster auszudehnen versuchte. Schon 1618 befolgten neben Clairvaux acht Filialklöster die Reform (Eberl S. 404, 405). Am 5. April 1616 bestellte er Étienne Maugier, Abt von La Charmoye und einer der Hauptexponenten der strengen Observanz, zum Generalvikar für die Filiation von Clairvaux. Am 11. März 1623 beteiligte er sich an der Ausarbeitung eines ersten Réglements für die strenge Observanz. Um seine Reformen zu sichern, ließ er 1621 mit Zustimmung des Generalabtes Nicolas Boucherat seinen Neffen Claude Largentier, den er schon im Juni 1611 mit wichtigen Aufgaben in der Finanzverwaltung der Filiation betraut hatte, zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge wählen. König Ludwig XIII. bestätigte diese Wahl mit Datum 11. März 1621, jedoch verschlechtern sich die Beziehungen zwischen Onkel und Neffen schon bald so sehr, dass Largentier sogar versuchte, die Ernennung seines Neffen zum Koadjutor rückgängig zu machen.

Largentiers Tod, er starb 1624 während einer Visitation in Orval (Belgien), setzte seinen Reformbestrebungen ein vorläufiges Ende. In Clairvaux konnte sich die Reform nicht halten, denn sein Neffe Claude Largentier erwies sich als entschiedener Gegner der Reformen seines Onkels (Eberl 405) und es kam zu einer Spaltung des Konvents.

Largentiers Leichnam wurde in Orval beigesetzt („in ingressu presbyterii sub tumba lapidea“), das Herz nach Clairvaux gebracht (Socard, Gallia Christiana).

gge, Nov. 2014, rev. Jan. 2019

  1. ein unehelicher Sohn König Heinrichs IV. von Frankreich
  2. Z.B. ernannte er Jérôme Petit zum Novizenmeister in Clairvaux.

Literatur:

Eberl, Immo: Die Zisterzienser: Geschichte eines europäischen Ordens. 1. Auflage, Thorbecke, Stuttgart 2002, S. 404–405 · Gallia christiana in provincias ecclesiasticas distributa in qua series et historia archiepiscoporum, episcoporum et abbatum Franciae […] deducitur. Parisiis : ex typographia Regia, 1728, tome 4, Sp. 812–813 · Lalore, Charles: Le trésor de Clairvaux du XIIe au XVIIIe siècle, Paris 1878 · Socard, Émile: Biographie des personnages de Troyes et du département de l'Aube. Troyes: Lacroix, 1882 · Chauvet, Abbé [Paul]: La Famille Largentier, in: Mémoires de la Société académique d’agriculture, des sciences, arts et belles-lettres du département de l’Aube 49 (1885), S. 243ff. · Marceau, Bertrand: Anciens Moines contre nouveaux abstinents, in: Antoine Roullet, Olivier Spina und Nathalie Szczech (HG.): Trouver sa place: Individus et communautés dans l’Europe moderne. Madrid: Casa de Velázquez, 2011, S. 87ff.

Zitierempfehlung: Largentier, Denis, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 17.05.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Largentier,_Denis

Vorlage:Page.name: LARGENTIER, Denis OCist (1557–1624) – Biographia Cisterciensis