Rulle, Johann

Johann Rulle

Johann Rulle

40. Abt des Klosters Marienfeld 1705–1713

* 1641/42 Münster
† 15. Okt. 1713

Johannes XI. Rulle aus Münster trat 1663, im Alter von 21 Jahren, in die Zisterzienserabtei Marienfeld ein. Am 17. März 1668 wurde er zum Diakon und am 22. September 1668 zum Priester geweiht. 1687 zum Dechant in Harsewinkel ernannt, blieb er auf diesem Posten 18 Jahre, bis er 1705 unter der Leitung des Abtes Stephan Overgaer vom Mutterkloster Hardehausen zum Abt gewählt wurde. Die Benediktion erhielt er am 3. Mai 1705 von Weihbischof Johann Peter von Quentell aus Münster. Es assistierten die Äbte Stephan Overgaer und Gregor Waltmann OSB von Liesborn.

Von seinem Vorgänger und Mitnovizen Bernhard Cuelmann (reg. 1681–1705) hatte er einen hohen Schuldenberg übernommen, den er trotz seiner relativ kurzen Amtszeit nicht nur abtrug, sondern noch durch ein Vermögen von „vielen Tausend Talern an barem Geld“, mehr als 20.000 hieß es bei seinem Tod, ersetzte. Trotz dieser Sparsamkeit ließ er die einsturzgefährdeten Dächer des Klosters und anderer Gebäude restaurieren, die Fischteiche und Mühlen verbessern und die Kirche verschönern. Um das Kircheninnere heller und geräumiger zu machen, ließ er neue Fenster einsetzen und mehrere Altäre mit ihren Bildern entfernen. Außerdem wurden die heute noch vorhandenen Kirchenbänke aufgestellt. Den Westflügel des Klosters ließ er abreißen und durch einen größeren ersetzen.

Da der Schuldenabbau und die Baumaßnahmen des Abtes mit strengen Verwaltungsmaßnahmen gegenüber den klösterlichen Untertanen verbunden gewesen waren und diese unter den harten Abgabebedingungen und Dienstleistungen zu leiden hatten, ging die Gestalt des Abtes Rulle als böser spukender Geist in die Sagengeschichte des klösterlichen Umlandes ein (Leidinger). Es heißt sogar, er sei ermordet worden.

Er starb am 15. Oktober 1713 und wurde im Kapitelhaus neben seinem Vorgänger bestattet. Sein Nachfolger Everhard Gallenkamp führte die Bautätigkeit weiter.

gge, Mai 2018


Daten:

Sac.: 22. Sep. 1668; Abbas: ben. 3. Mai 1705.

Literatur:

Germania Sacra, Dritte Folge 2: Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Bistum Münster 11. Die Zisterzienserabtei Marienfeld. Bearb. von Wilhelm Kohl. Berlin, New York, De Gruyter, 2010, S. 415 · Leidinger, Paul: Die Zisterzienserabtei Marienfeld (1185–1803): Ihre Gründung, Entwicklung und geistig-religiöse Bedeutung, in: Westfälische Zeitschrift 148 (1998), S. 9–78 · Böhmer, Rudolf; Leidinger, Paul: Chroniken und Dokumente zur Geschichte der Zisterzienserabtei Marienfeld 1185–1803. Marienfeld: Selbstverlag der Pfarrgemeinde, 1998.

Zitierempfehlung: Rulle, Johann, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 14.05.2018, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Rulle,_Johann

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