Streit, Wilhelm

Wilhelm Streit

Wilhelm Streit

Abt der Zisterzienserabtei Reifenstein 1694–1721

* 1651 Dingelstädt
† 19. Feb. 1721

Wilhelm Streit (Streitt) wurde 1651 als Sohn des Heinrich Adam Streit und seiner Ehefrau Beate geb. Gudenus, in Dingelstädt im (damals kurmainzischen) Eichsfeld geboren. Sein Bruder war der spätere fürstbischöflich-speyersche Vizekanzler Urban Josef Streit. Schon früh für das Klosterleben bestimmt, trat er in die Zisterzienserabtei Reifenstein bei Birkungen ein. Dort studierte er nach dem Noviziat Philosophie und Theologie, wurde aber wegen seiner herausragenden Fähigkeiten zum Universitätsstudium nach Mainz geschickt, wo er am 17. April 1677 zum Diakon geweiht wurde. Datum und Ort seiner Priesterweihe sind nicht bekannt.

Streit war ein glänzend begabter, in den Wissenschaften und der Verwaltung erfahrener Mann. Einige Zeit lebte er in französischen Klöstern des Zisterzienserordens – Cîteaux, Morimond, Charité –, wo er, wie vorher schon in Reifenstein, Philosophie und Theologie lehrte. Vergeblich versuchten die dortigen Äbte, ihn in ihren Klöstern zu halten. Nach Reifenstin zurückgekehrt, wurde er dort bald zum Koadjutor des vom Schlag getroffenen Abtes Benedikt Henrici bestellt und nach dessen Tod 1694 zum Abt gewählt und war als solcher zugleich Primas der eichsfeldischen Stände. Am 17. Oktober 1694 erhielt er in der Hauskapelle des Klerikalseminars in Mainz durch Weihbischof Matthias Stark die Benediktion. Das Lektorat behielt er bis ins hohe Alter bei.

Unter Streits Leitung begann die umfassende barocke Umgestaltung des Klosters Reifenstein. Nordwestlich vor dem Kosterbau ließ er eine neue Abtswohnung (heute Arbeiterhaus) errichten, daran ein Chronogramm mit der Jahreszahl 1694. Außerdem begann er mit dem Bau eines (nicht erhaltenen) Dormitoriums. Auch die stattliche Mauer, die noch heute den Klosterbezirk umgibt, stammt grötenteils aus Streits Zeit. An der Westseite der Mauer ließ er 1718 das schlichte Eingangstor erbauen und die anstoßende Josefskapelle, die den Mönchen als Kirche diente; denn die alte Kirche war baufällig. Eine neue wurde erst unter Streits Nachfolger Simon Hentrich (reg. 1732–1755) erbaut.

Im Auftrag des Abtes Robert Bootz von Himmerod, Generalvikar der Ordensprovinz, visitierte Streit 1707/08 mit dem Abt von Marienrode, Nivard Bösen, die Magdeburgischen und Halberstädtischen Klöster.

Er starb am 19. Februar 1721. Nachfolger: Martin Günther. Die Leichenpredigt von P. Cölestin Klinckhard, Benediktinermönch aus dem Kloster Gerode, erschien im Druck.

gge, März 2021


Daten:

Abbas: ben. 17. Okt. 1694.

Literatur:

F. Hiecke: Das Zisterzienserkloster Reifenstein bei Birkungen, in: Blätter für Architektur und Kunsthandwerk 4, (1909), S. 14–15 · Amrhein, August: Verzeichnis der zu Mainz ordinierten Cistercienser vom Jahre 1676–1803, in: Cistercienser Chronik 18 (1906), S.193–201, 230–236.

Zitierempfehlung: Streit, Wilhelm, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 12.03.2021, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Streit,_Wilhelm

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