Balduin von Ford

Balduin von Exeter
Statue an der Außenwand der Kathedrale von Canterbury
Foto: Ealdgyth, cc-by-sa-3.0

Balduin von Ford

Balduin von Exeter, Balduin von Canterbury, engl. Baldwin of Ford, franz. Baudouin de Forde

Geistlicher Schriftsteller, Abt von Forde, Bischof von Worcester, Erzbischof von Canterbury, Kreuzfahrer

* um 1125 Exeter
† 19. November 1190 vor Akkon

Balduin war der Sohn eines Archidiakons. Er studierte in Bologna Kanonistik und Theologie. In seiner Studienzeit war er auch Tutor des Neffen Papst Eugens III. Nach seiner Rückkehr nach England trat er in den Dienst des Bischofs von Exeter. Um 1161 folgte er seinem Vater als Archidiakon von Totnes nach. Um 1170 trat Balduin in die Zisterzienserabtei Forde in Devonshire ein, die er von 1173 bis 1180 als Abt leitete. Von 1180 bis 1185 war er Bischof von Worcester. Auf Wunsch König Heinrichs II. wurde er 1184 Erzbischof von Canterbury, was er bis zu seinem Tod 1190 blieb.

Balduin förderte die Verehrung seines Vorvorgängers, des hl. Erzbischofs Thomas Becket. Wegen seiner rigorosen Reformversuche geriet er in einen heftigen, mehrjährigen Streit mit den Mönchen des Christ-Church-Priorates der Kathedrale von Canterbury. Als päpstlicher Legat in Wales führte Balduin 1187 eine Visitation durch und predigte 1188 den Kreuzzug. Als Primas von England krönte Balduin 1189 Richard Löwenherz zum neuen König. Im April 1190 zog Balduin im Rahmen des dritten Kreuzzugs als Anführer einer englischen Vorhut in das Heilige Land. Im Juni 1190 fand er sich vor Akko ein, das von den Kreuzfahrern belagert wurde. Im Streit um die Königswürde von Jerusalem trat er entschieden für Guido von Lusignan gegen Konrad von Montferrat ein. Er starb während der Belagerung von Akko.

Von Balduin sind aus seinen Klosterjahren mehrere Schriften monastischer Theologie erhalten. Sein Traktat „De sacramento altaris“ ist von einer starken eucharistischen Frömmigkeit geprägt. Der Sermo 15 mit dem Titel „De vita coenobitica seu communi“ gilt als eine der „theologisch tiefsten Schriften des Mittelalters über das Gemeinschaftsleben“ (Schellenberger, B., Ein Lied, das nur die Liebe lehrt, Freiburg 1981, 25).

Das Menologium Cistertiense (1630) des Chrysostomus Henriquez bezeichnet Balduin von Ford als einen Seligen. Von einer offiziellen Seligsprechung Balduins ist aber nichts überliefert.

Pius Maurer, Nov. 2010


Werke:

De commendatione fidei, in: Bell, D. N. (CCCM 99, Turnhout 1991) 343–458· Liber de sectis hereticorum et orthodoxe fidei dogmata, in: Narvaja, J. L. (Rarissima mediaevalia 2, Münster 2008) · Sermones diversi 1–22, in: Bell, D. N. (CCCM 99, Turnhout 1991) 1–339 · Tractatus de sacramento altaris, in: Morson, J. (SC 93–94, Paris 1963), vgl. PL 204, 641-774.

Literatur:

Bell, D. N.: The Ascetic Spirituality of Baldwin of Ford, in: Cîteaux 31 (1980) 227–250 · Bell, D. N.: The Corpus of the Works of Baldwin of Ford, in: Cîteaux 35 (1984) 215–234 · Bell, D. N., Einleitung in: Baldwin of Ford. Spiritual Tractates 1 (Cistercian Fathers 39; Kalamazoo 1986) 9–18 · Knowles, David / London, Vera C. M. / Brooke, Christopher, The Heads of Religious Houses, England and Wales, 940–1216 (Cambridge 22001) · Morson, J.: Baudouin de Ford, in: Dictionnaire des Auteurs Cisterciens 1 (Rochefort 1975) 90–92 · Tyerman, Christopher: England and the Crusades, 1095–1588 (Chicago 1988).

Web:

Baldwin of Exeter (engl. Wikipedia, 30. Okt. 2010) · Bishops of Worcester (British History Online, 30. Okt. 2010)

Normdaten:

GND: 119268531 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Pius Maurer: Balduin von Ford, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 17.10.2019, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Balduin_von_Ford

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