Crabbe, Jan

Jan Crabbe

Jan Crabbe

Abt der Zisterzienserabtei Ten Duinen 1457–1488

† 1. Nov. 1488 Brügge

Johannes Crabbe, geboren in Hulst als Sohn einer angesehenen bürgerlichen Familie, war Zisterziensermönch in der Abtei Ten Duinen und bekleidete das Amt des Kellermeisters und des Sekretärs des Abtes. Seit 1452 war er auch Wassergraf (Deichgraf) oder Verwalter der Wasserbehörde von Veurne. Am 11. November 1457, unmittelbar nach dem Tod seines Vorgängers Everard van Overtvelt wurde er einstimmig zum Abt gewählt und sofort eingesetzt, um jede Einflussnahme von außen zu vermeiden.

Kaum war dies jedoch geschehen, erschienen Abgesandte des Herzogs Philipp von Burgund, erklärten die Wahl für ungültig und setzten auf päpstlichen Erlass einen Vertreter für Kardinal Jakob von Portugal, den Neffen der Herzogin Isabella, ein. Obwohl der Abt von Clairvaux empfahl, sich der staatlichen Gewalt zu beugen, beschloss man, lieber das Äußerste zu riskieren, als einen Kommendatarabt zu akzeptieren. Crabbe reiste nach Rom, um seinen Fall vorzutragen, kehrte bald zurück, um allen Hinterhalten zu entgehen, und versteckte sich auf der Grangie Zande in Hontenisse, wurde aber von einem Diener verraten und auf dem Schloss Temsche festgesetzt. In der Zwischenzeit erhielt Jan Crabbe seine Ernennungsbulle aus Rom mit der Auflage, dem Neffen des Papstes eine Pension zu zahlen. Als der Abt nun vor Herzog Philipp erschien, war dieser mit der Wahl zufrieden, vorausgesetzt, Herzogin Isabella von Portugal, die Anstifterin des Ganzen, konnte überredet werden. Durch den Tod des Kardinals, ihres Verwandten, wurde sie gefügiger und akzeptierte die Entscheidung Roms unter der Bedingung, dass die Abtei ihr eine enorme Geldsumme zukommen ließ.

Der neue Abt war somit gezwungen, die unter der schwachen Führung seines Vorgängers entstandenen enormen Schulden noch zu erhöhen, konnte sie aber schnell abtragen. Er stellte die geschwächte Disziplin nicht nur in seiner Abtei wieder her, sondern, als Generalvikar des Abtes von Cîteaux, auch in mehreren Klöstern in Audenaarden, Biloke, Roosendaal bei Mechelen, ter Hage bei Axel, usw. Als Ratsherr stand er in hohem Ansehen, besonders bei Maria und Maximilian, die ihn zum Präsidenten ihres Rates ernannten und ihn 1477, 1480, 1481 und 1486 mit der Erneuerung des Magistrats in ganz Flandern beauftragten. Neben Saeftinghe realisierte er 1485 die Eindeichung des Ossenisse-Polders, der 100 Jahre lang überflutet gewesen war, renovierte und restaurierte die Gebäude seiner Abtei in Zande und in Brügge. Als besonderer Förderer von Studien errichtete er eine neue Bibliothek, die er mit Manuskripten und gedruckten Werken ausstattete, um insbesondere die wissenschaftliche Ausbildung seiner Ordensleute zu fördern.

Abt Jan Crabbe starb am 1. November 1488 in Brügge, nachdem er bereits 1482 in der Person seines Mitbruders Pieter Vaillant einen Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge erhalten hatte, trotz der vielen Versuche, die reiche Abtei zu erhalten. Im Priesterseminar von Brügge ist noch ein kleines Porträt von ihm aus dem 15. Jahrhundert erhalten.

gge, Mai 2023


Daten:

Abbas: el. 11. Nov. 1457.

Literatur:

Adrianus de But: Cronica abbatum monast. de Dunis (Brügge 1839), S 23–24, 90 · P. J. Blok & P. C. Molhuysn: But, Adrianus de, in: Nieuw Nederlandsch biografisch woordenboek, Teil 1, 1911 (Amadeus Fruytier) · Schockaert, Thomas-Eric OSB: De abten der Cisterciënzerabdij Onze-Lieve-Vrouw-ten-duinen te Koksijde (1107–1627). Overzicht van vijf eeuwen eb en vloed in een monastieke gemeenschap, Gemeente Koksijde, 2005, S. 275–310.

Zitierempfehlung: Crabbe, Jan, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 10.05.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Crabbe,_Jan

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