Gerlach (Lilienfeld)

Gerlach

Gerlach

18. Abt des Zisterzienserstiftes Lilienfeld 1351–1358

† 31. Mai 1358

Gerlach war 1350 Prior. Seine Wahl zum Abt erfolgte zwischen Juni und Oktober 1351. Urkundlich wird er am 13. Oktober 1351 das erste Mal erwähnt; auch im Hohenfurter Formularbuch Nr. 9 wird er genannt. Von Herzog Albrecht II. erhielt er am 26. März 1356 die neuerliche Bestätigung aller Rechte und Besitzungen des Klosters, von Herzog Stephan in Bayern 1358 die Zusicherung der Mautfreiheit für den stiftlichen Salzbezug bei Burghauſen.

Unter Abt Gerlach wurde die Krankenkapelle (Thomaskapelle) im damals als Abtwohnung dienenden sog. Schlössel erbaut, für deren Fertigstellung Bischof Koloman von Raab am 11. Juni 1356 den Getreidezehnt von Gattendorf (im Burgenland) schenkte. Die Kapelle wurde auf Wunsch des Bischofs auf die Heiligen Koloman, Emerich und Thomas von Canterbury (Thomas Becket) geweiht. Nach der Fertigstellung der Kapelle ließ der Bischof am 16. August 1360 dem Stift den Zehent als Dotation für das Krankenhaus (Infirmarium).

Den Mönchen wurden damals etwas ungewöhnliche Rechte zugestanden. So erhielt Ulrich Trittenscholl 1354 die Erlaubnis, sich aus seinen ererbten Weingarten einen Jahrtag zu stiften. Andere Konventualen machten Wachsstiftungen zu verschiedenen Altären der Kirche, Sakristan Michael stiftete dazu einen Betrag für Kerzen an jeden Mitbruder zum Fronleichnamstag, Cellerar Gebhard dazu noch einen Trunk Wein zur Vigil der hl. Katharina.

Im Konvent herrschte reges wissenschaftliches Leben. Neben dem literarisch tätigen ehemaligen Abt Ulrich von Lilienfeld lebte auch noch Magister Johannes Pfaffenkron, der als Theologieprofessor in Wien lehrte. Nach fast hundertjähriger Ruhe brachen auch wieder Rechtsstreitigkeiten aus, die Abt Gerlach auszufechten hatte, weshalb er auch Verteidiger der alten Rechte des Klosters genannt wird.

Gerlachs letzte urkundliche Nennung erfolgte am 24. Mai 1357 bei einem Grundrechtstausch mit dem Zisterzienserinnenkloster St. Nikola in Wien. Er starb laut Nekrologium am 31. Mai 1358. Zu seinem Nachfolger wurde der Mönch Christian gewählt.

gge, Nov. 2020


Daten:

Abbas: el. Juni/Okt. 1351.

Literatur:

Tobner, Paul: Das Stift Lilienfeld 1202–1902, Wien 1902, S. 141ff. · Müller, Eugen: Professbuch des Zisterzienserstiftes Lilienfeld (= Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige. Ergänzungsband. Nr. 38). St. Ottilien: EOS, 1996, ISBN 3-88096-628-1, S. 81–82.

Zitierempfehlung: Gerlach (Lilienfeld), in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 6.11.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Gerlach_(Lilienfeld)

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