Grumbach, Innocentia

Innocentia Grumbach

Innocentia Grumbach

Äbtissin der Zisterzienserinnenabtei Himmelspforten 1757–1766

~ 29. Sep. 1711 Bamberg
† 10. Mai 1766 Würzburg

Maria Innocentia Grumbach, Taufname Maria Anna Josepha, war die eheliche Tochter des Benediktinerabtes von St. Georgenberg-Fiecht, Cölestin Böhm, der 1709 sein Kloster verlassen und sich unter dem Namen Karl Rudolf Grumbach in Bamberg niedergelassen hatte. Dort hatte er 1710 die Apothekerstochter Maria Theresia Boxberger[1] geheiratet. Die gemeinsame Tochter Maria Anna Josepha wurde am 29. September 1711 in der Kirche St. Martin getauft.

Ihr Vater unterrichtete sie in Latein und Französisch und im Choralgesang. 1729 trat sie als Novizin in die Zisterzienserinnenabtei Himmelspforten in Würzburg ein und legte im folgenden Jahr als Sr. Maria Innocentia die Profess ab. Ihr Vater, der sich den kirchlichen Behörden gestellt hatte, reiste im selben Jahr nach Brixen und erhielt dort unter dem Namen Anton Behringer eine Stelle als Weltpriester in Anras im Pustertal, wo er schon am 14. Dezember 1731 starb. Die Mutter wurde psychisch krank („verfiel dem Irrsinn“) und nahm sich das Leben.[2] Sr. Innocentia diente zunächst der alternden Äbtissin Sophia Hönick als Sekretärin und rechte Hand. Nach deren Tod wurde sie am 22. Juli 1757 unter dem Vorsitz des Ebracher Abtes Hieronymus Held selbst zur Äbtissin gewählt und am 13. November 1757 von Weihbischof Gebsattel benediziert.[3]

Äbtissin Innocentia gehört zu den bedeutendsten Äbtissinnen des Klosters Himmelpforten, die Fortsetzung der Chronik des P. Joseph Agricola preist sie als „heldenmütige Kreuzträgerin“. Mit großen Kosten ließ sie aus Rom die Reliquien der Katakombenheiligen Innocentia, Benedicta und Felix kommen, deren feierliche Übertragung in die Klosterkirche im August 1762 stattfand. In der unteren Kirche ließ sie neben den drei vorhandenen noch zwei weitere Altäre und die Kanzel errichten, für den oberen Chor beschaffte sie eine Krippe und einen Ölberg, eine kleine silberne Monstranz, einen silbervergoldeten Kelch, ein silberbeschlagenes Messbuch und zahlreiche kunstvolle Paramente. Auch die Erweiterung der Abteiwohnung und der unteren Redestube sind ihr Werk. Ihren Mitschwestern überreichte sie bei der Profess nicht den bis dahin üblichen goldenen Ring, sondern ein von ihr selbst auf Pergament gemaltes Bildchen mit ihrer Unterschrift.

Von den ’äußeren Stürmen’, die das Kloster während ihrer Amtszeit zu überstehen hatte, sind der Einfall der preußischen Truppen in den fränkischen Kreis 1762 zu nennen, die bis in die Nähe von Würzburg kamen (zweimal rüsteten sich die Schwestern zur Flucht), und die große Überschwemmung am Neujahrstag 1764, die bis in die Klostergebäude drang.

Unter allen Äbtissinnen war M. Innocentia vielleicht die geistig bedeutendste Frau (Stamminger, S. 156). Ihr Andenken blieb nach ihrem am 10. Mai 1766 erfolgten Tod bei den Schwestern, von denen sie selbst 20, darunter drei Laienschwestern, aufgenommen hatte, noch bis zur Aufhebung des Klosters lebendig. Ihr Grabstein zeigte neben der Inschrift einen einfachen Abtstab mit dem Wappenschild des Ordens und ihrem eigenen, einem von einem Schwert durchbohrten Herzen und dem Namenszug darüber.

gge, Aug. 2023

  1. Ihr Bruder Johann Jacob Anton Boxberger war später Pfarrer an St Martin. Er starb am 6. Juli 1764 als Dechant bei St Gangolf, 73 Jahre alt.
  2. Nach Jäck stürzte sie sich in einen Brunnen, aus dem sie in Gegenwart des elf oder zwölf Jahre alten Gymnasiasten und späteren letzten Bronnbacher Abtes Heinrich Göbhardt mit zerschmettertem Kopf gezogen wurde.
  3. Jäck sagt, die Wahl erfolgte einstimmig. Nach Stamminger wurde sie jedoch mit elf von 19 abgegebenen Stimmen im dritten Wahlgang gewählt.

Daten:

Prof.: 1730; Abbatissa: el. 22. Juli 1757, ben. 13. Nov. 1757

Literatur:

Stamminger, Johann B.: Die Pfarrei St. Burkhard zu Würzburg. Franconia Sacra: Geschichte und Beschreibung des Bisthums Würzburg, Band 1. Würzburg: F.X. Bucher, 1889, S. 110ff. · Joachim Heinrich Jäck: Abt Gumbert Grumbach, und seine zu Bamberg ehelich erzeugte Tochter, Innocentia Grumbach, 1757–1766 Aebtissin zu Himmelspforten bei Würzburg, in Wahrheit und Dichtung [!] geschildert. Bamberg [u.a.]: Dresch, 1827.

Zitierempfehlung: Grumbach, Innocentia, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 23.08.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Grumbach,_Innocentia

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