Roberta Reime OCist
52. Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters St. Marienthal in Ostritz 1915–1943
* 13. Okt. 1872 Schirgiswalde, Landkreis Bautzen, Sachsen
† 2. April 1943
Roberta Reime, Taufname Anna, geboren am 13. Oktober 1872 in Schirgiswalde, wurde am 17. November 1891 als Novizin eingekleidet und legte am 7. November 1893 die Profess ab. Sie wurde Kantorin und 1905 Novizenmeisterin. Am 1. März als Nachfolgerin der verstorbenen Michaela Waurick († 28. Jan. 1915) zur Äbtissin gewählt, wurde sie am 18. Mai 1915 durch Bischof Franz Löbmann[1] auf Wunsch und im Auftrag des Abtes Theobald Scharnagl von 0ssegg feierlich benediziert.
Äbtissin Roberta Reime amtierte 28 Jahre und führte das Kloster durch die Umbrüche der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (1. und 2. Weltkrieg, Inflation 1923, Weltwirtschaftskrise, Nazidiktatur). In ihre Regierungszeit fiel auch die 700-Jahr-Feier der Ersterwähnung des Klosters 1934.
Obwohl das Kloster durch die verlorenen Kriegsanleihen des 1. Weltkriegs viel eingebüßt hatte, ließ Äbtissin Roberta einige Erneuerungen an den Gebäuden vornehmen, u.a. erhielt der Nonnenchor einen neuen Altar und die seit dem Hochwasser 1897 feuchte Abteikirche eine Heizung. Sr. Celsa Gutte, ihre Nachfolgerin, malte neue Kreuzwegbilder. 1919 wurde im Nachbarort Hirschfelde eine Kapelle errichtet, 1921 besuchte Nuntius Pacelli, der spätere Papst Pius XII., das Kloster. 1922 wurde die unrentable Klosterbrauerei geschlossen, später auch die Seifensiederei. 1933 wurde eine große Obstplantage jenseits der Neisse angelegt. Der klostereigene Basaltsteinbruch wurde verpachtet.
1939 verzichtete das Kloster zugunsten des Bistums auf das Patronatsrecht in den umliegenden Pfarreien, das bei einer befürchteten Klosteraufhebung sonst an den (nationalsozialistischen) Staat gefallen wäre. 1938 musste die Klosterschule geschlossen werden, 1941 wurde ein Kinderlandverschickungsheim für 160 Jungen im Kloster eingerichtet, das Ende 1942 durch ein Wehrmachtslazarett ersetzt wurde. Die Schwestern, die seit 1939 die Klausur verlassen durften, um in der Landwirtschaft und im Lazarett zu arbeiten, blieben auf wenige Räume zusammengedrängt.
Äbtissin Robertas letzte Jahre wurden durch das Kriegsgeschehen getrübt und durch die schlechte Verwaltung des Klosterbesitzes durch einen untreuen Wirtschafter (ein SS-Sonderführer). Sie starb nach längerem Leiden am 2. April 1943. Ihr folgte M. Celsa Gutte als 53. Äbtissin.
gge
- ↑ Der ebenfalls aus Schirgiswalde stammende Franz Löbmann (1856–1920) war von Jugend an ihr geistlicher Begleiter gewesen.
Daten:
Abbatissa: el. 1. März 1915.Q.:
Ostritzer Stadtanzeiger Nr. 4, 25. Jahrgang, 30. April 2015, S. 13 · Ora et labora. Informationsblatt der Freunde der Abtei St. Marienthal, 49, Sommer 2014 · Äbtissin Roberta Reime OCist vor 100 Jahren geweiht. Ora et labora 51, Sommer 2015, S. 28 · Schmacht, Josefine: Die Zisterzienserinnen-Abtei St. Marienthal von 1800–2010 im Spiegel ihrer Äbtissinnen. Eine Chronik der letzten 200 Jahre. 2. veränderte Auflage, Eigenverlag, 2010, S. 26–38.Vorlage:Page.name: REIME, Roberta OCist (1872–1943) – Biographia Cisterciensis