Gendre, Robert: Unterschied zwischen den Versionen

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Robert Gendre, Taufname Jean-Melchior, entstammte einem alten bürgerlichen Geschlecht der Stadt Freiburg, wo er auch das Jesuitenkolleg besuchte und von 1756 bis 1758 die philosophischen Jahrgänge absolvierte. Am 13. September 1758 trat er in Nancy in den Jesuitenorden ein und studierte während des Noviziats an der Jesuitenuniversität Pont-à-Mousson, wo er 1760/61 zum Magister der Philosophie promoviert wurde. 1765/66 begann er mit dem Theologiestudium ebenda, konnte es aber wegen der Unterdrückung des Jesuitenordens in Frankreich nicht beenden und wechselte in die oberdeutsche Provinz nach Freiburg im Breisgau, wo er sich am 15. Januar 1767 immatrikulierte. Nachdem er seine Studien schließlich in Ingolstadt beendet hatte, wurde er am 20. Mai 1769 in Eichstätt zum Priester geweiht.
 
Robert Gendre, Taufname Jean-Melchior, entstammte einem alten bürgerlichen Geschlecht der Stadt Freiburg, wo er auch das Jesuitenkolleg besuchte und von 1756 bis 1758 die philosophischen Jahrgänge absolvierte. Am 13. September 1758 trat er in Nancy in den Jesuitenorden ein und studierte während des Noviziats an der Jesuitenuniversität Pont-à-Mousson, wo er 1760/61 zum Magister der Philosophie promoviert wurde. 1765/66 begann er mit dem Theologiestudium ebenda, konnte es aber wegen der Unterdrückung des Jesuitenordens in Frankreich nicht beenden und wechselte in die oberdeutsche Provinz nach Freiburg im Breisgau, wo er sich am 15. Januar 1767 immatrikulierte. Nachdem er seine Studien schließlich in Ingolstadt beendet hatte, wurde er am 20. Mai 1769 in Eichstätt zum Priester geweiht.
  
Nach dem Tertiat in Altötting 1769/70 wirkte er als Französischlehrer am Theresianum in Wien 1770/71, als Grammatiklehrer und Musikpräfekt in Solothurn 1771/72 und Grammatiklehrer und französischer Missionar in Sitten/Sion 1772/73. Nach der allgemeinen Aufhebung des Ordens 1773/74 ging er nach Freiburg in der Schweiz, wo er von 1774/75 bis 1777/78 am ehemaligen Jesuitenkolleg St. Michael Rethorik und Musik unterrichtete. Die letzten Gelübde hatte er noch nicht abgelegt.
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Nach dem Tertiat in Altötting 1769/70<ref>Catalogus personarum et officiorum Provinciae Germaniae Superioris Societatis Jesu: 1770 [https://books.google.de/books?id=fkhGAAAAcAAJ&pg=PA63&lpg=PA63&dq=Melchior+Gendre&source=bl&ots=sP3evvcHls&sig=qFMKY6E-uT82_M_AdP_kSxoRiYQ&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwj68IGC3r_fAhWLaFAKHcuQB-kQ6AEwAXoECAcQAQ#v=onepage&q=Melchior%20Gendre&f=false].</ref> wirkte er als Französischlehrer am Theresianum in Wien 1770/71, als Grammatiklehrer und Musikpräfekt in Solothurn 1771/72 und Grammatiklehrer und französischer Missionar in Sitten/Sion 1772/73. Nach der allgemeinen Aufhebung des Ordens 1773/74 ging er nach Freiburg in der Schweiz, wo er von 1774/75 bis 1777/78 am ehemaligen Jesuitenkolleg St. Michael Rethorik und Musik unterrichtete. Die letzten Gelübde hatte er noch nicht abgelegt.
  
Am 21. September 1778 verließ er das Kolleg, um in die Zisterzienserabtei [[Hauterive]] (Altenryf) einzutreten. 1790 wird er dort als Prokurator genannt. Später Beichtvater in der [[Maigrauge]], wurde als solcher am 16. November 1795 zum Abt gewählt. Am 24. November ernannte ihn der Nuntius zum Apostolischen Administrator des Klosters. Am 30. November erhielt er die Bestätigung durch den Generalvikar der Oberdeutschen Zisterzienserkongregetaion, Abt [[Schlecht, Robert|Robert Schlecht]] von [[Salem]] und am 29. Januar 1796 die päpstliche Bestätigung. Die Benediktion spendete ihm am 8. Mai 1796 Abt [[Steinegger, Sebastian|Sebastian Steinegger]] von [[Wettingen]] in der Klosterkirche von [[St. Urban]].
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Am 21. September 1778 verließ Melchior Gendre das Kolleg, um als P. [[Robert von Molesme|Robert [von Molesmes]]] in die Zisterzienserabtei [[Hauterive]] (Altenryf) einzutreten. 1790 wird er dort als Prokurator genannt. Später wurde er Beichtvater in der [[Maigrauge]] und als solcher am 16. November 1795 zum Abt gewählt. Am 24. November ernannte ihn der Nuntius zum Apostolischen Administrator des Klosters. Am 30. November erhielt er die Bestätigung durch den Generalvikar der Oberdeutschen Zisterzienserkongregetaion, Abt [[Schlecht, Robert|Robert Schlecht]] von [[Salem]] und am 29. Januar 1796 die päpstliche Bestätigung. Die Benediktion spendete ihm am 8. Mai 1796 Abt [[Steinegger, Sebastian|Sebastian Steinegger]] von [[Wettingen]] in der Klosterkirche von [[St. Urban]].
  
 
In Abt Roberts Regierungszeit fällt die Phase der Schweizer Helvetik, die dem Kloster hohe Steuern abverlangte. Seine Güter wurden vom Staat sequestriert, die Novizenaufnahme verboten, die Feudalrechte und die Zehntpflicht der Bauern abgeschafft. Um die Schulden bezahlen zu können, musste 1810 die Domäne Sâles (eine alte Domäne der Abtei [[Hautcrêt]]) an die Gemeinde Granges verkauft werden, der ein Teil der Domäne schon seit 1563 gehörte.  
 
In Abt Roberts Regierungszeit fällt die Phase der Schweizer Helvetik, die dem Kloster hohe Steuern abverlangte. Seine Güter wurden vom Staat sequestriert, die Novizenaufnahme verboten, die Feudalrechte und die Zehntpflicht der Bauern abgeschafft. Um die Schulden bezahlen zu können, musste 1810 die Domäne Sâles (eine alte Domäne der Abtei [[Hautcrêt]]) an die Gemeinde Granges verkauft werden, der ein Teil der Domäne schon seit 1563 gehörte.  
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Version vom 27. Dezember 2018, 11:52 Uhr

Robert Gendre

Robert Gendre

55. Abt der Zisterzienserabtei Hauterive 1795–1812

* 18. Okt. 1739 Freiburg, Schweiz
† 19. März 1812 Hauterive

Robert Gendre, Taufname Jean-Melchior, entstammte einem alten bürgerlichen Geschlecht der Stadt Freiburg, wo er auch das Jesuitenkolleg besuchte und von 1756 bis 1758 die philosophischen Jahrgänge absolvierte. Am 13. September 1758 trat er in Nancy in den Jesuitenorden ein und studierte während des Noviziats an der Jesuitenuniversität Pont-à-Mousson, wo er 1760/61 zum Magister der Philosophie promoviert wurde. 1765/66 begann er mit dem Theologiestudium ebenda, konnte es aber wegen der Unterdrückung des Jesuitenordens in Frankreich nicht beenden und wechselte in die oberdeutsche Provinz nach Freiburg im Breisgau, wo er sich am 15. Januar 1767 immatrikulierte. Nachdem er seine Studien schließlich in Ingolstadt beendet hatte, wurde er am 20. Mai 1769 in Eichstätt zum Priester geweiht.

Nach dem Tertiat in Altötting 1769/70[1] wirkte er als Französischlehrer am Theresianum in Wien 1770/71, als Grammatiklehrer und Musikpräfekt in Solothurn 1771/72 und Grammatiklehrer und französischer Missionar in Sitten/Sion 1772/73. Nach der allgemeinen Aufhebung des Ordens 1773/74 ging er nach Freiburg in der Schweiz, wo er von 1774/75 bis 1777/78 am ehemaligen Jesuitenkolleg St. Michael Rethorik und Musik unterrichtete. Die letzten Gelübde hatte er noch nicht abgelegt.

Am 21. September 1778 verließ Melchior Gendre das Kolleg, um als P. Robert [von Molesmes] in die Zisterzienserabtei Hauterive (Altenryf) einzutreten. 1790 wird er dort als Prokurator genannt. Später wurde er Beichtvater in der Maigrauge und als solcher am 16. November 1795 zum Abt gewählt. Am 24. November ernannte ihn der Nuntius zum Apostolischen Administrator des Klosters. Am 30. November erhielt er die Bestätigung durch den Generalvikar der Oberdeutschen Zisterzienserkongregetaion, Abt Robert Schlecht von Salem und am 29. Januar 1796 die päpstliche Bestätigung. Die Benediktion spendete ihm am 8. Mai 1796 Abt Sebastian Steinegger von Wettingen in der Klosterkirche von St. Urban.

In Abt Roberts Regierungszeit fällt die Phase der Schweizer Helvetik, die dem Kloster hohe Steuern abverlangte. Seine Güter wurden vom Staat sequestriert, die Novizenaufnahme verboten, die Feudalrechte und die Zehntpflicht der Bauern abgeschafft. Um die Schulden bezahlen zu können, musste 1810 die Domäne Sâles (eine alte Domäne der Abtei Hautcrêt) an die Gemeinde Granges verkauft werden, der ein Teil der Domäne schon seit 1563 gehörte.

1805 präsentierte Abt Robert Gendre der Freiburger Regierung ein Projekt zu Eröffnung einer Schule in Hautrive. Von 1810 bis zu seinem Tod 1812 war er turnusgemäß Generalabt der 1807 gegründeten schweizerischen Zisterzienserkongregation. Er starb am 19. März 1812 plötzlich an einem Schlagfluss. Zu seinem Nachfolger als Abt wurde Jean-Joseph Girard gewählt, im Generalviakariat folgte ihm Abt Benedikt Geygis von Wettingen.

gge, Dez. 2018

  1. Catalogus personarum et officiorum Provinciae Germaniae Superioris Societatis Jesu: 1770 [1].

Daten:

Sac.: 20. Mai 1769; Abbas: el. 16. Nov. 1795, ben. 8. Mai 1796.

Literatur:

Wostri, Wilhelm: Die Schweizer Zisterzienserkongregation, in: Analecta Cisterciensia 24 (1968), S. 161–301 · Helvetia Sacra III/3 (1982), S. 240–242.

Zitierempfehlung: Gendre, Robert, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 27.12.2018, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Gendre,_Robert

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