Gerhard Haslroither OCist
13. Abt des Stiftes Schlierbach 1892–1917
* 10. Aug. 1842 Linz
† 20. April 1917 Linz
Gerhard Haslroither, Taufname Johann, wurde am 10. August 1842 als Sohn armer Weber in Linz geboren, wo er 1863 maturierte. Bereits am 29. August 1863 trat er in das Zisterzienserstift Schlierbach ein. Nach dem Theologiestudium im Chorherrenstift St. Florian erhielt er am 26. Juli 1868 zusammen mit dem späteren Linzer Bischof Franz Maria Doppelbauer in Linz die Priesterweihe und feierte am 23. August 1868 in Schlierbach die Primiz. Danach war er 1868 Hilfspriester im Stift, vom 19. Oktober 1869 bis zum 19. Dezember 1871 auf Ersuchen des Bischofs Kooperator in Neukirchen an der Enknach (Innkreis, Oberösterreich) und vom 19. Dezember 1871 bis zum 12. Mai 1880 Kooperator in Schlierbach. 1872 wurde er Novizenmeister (bis 1880) und 1874 Koadministrator. Vom 12. Mai 1880 bis zum 12. März 1882 war er Pfarrvikar in Steinbach am Ziehberg, dann Subprior und Prior-Stellvertreter während der Krankheit des Priors Florian Schininger († 19. Okt. 1882). Am 26. Oktober 1882 wurde er zum Prior-Administrator und Pfarrvikar der Stiftspfarre Schlierbach gewählt und am 5. Juli 1892 unter dem Vorsitz des Generalabtes Leopold Wackarž zum 13. Abt. Die Benediktion („Abtweihe“) nahm – mit Delegation des Generalabtes – Bischof Franz Maria Doppelbauer am 6. Juli 1892 in der Stiftskirche vor.
Schon in seiner zehnjährigen Amtszeit als Prior-Administrator hatte sich Haslroither als kluger Wirtschafter erwiesen und wurde deshalb 1892 zum Abt gewählt. Er verbesserte durch kleine Ankäufe die finanzielle Basis des Klosters und veranlasste lange überfällige Maßnahmen zur Sanierung der maroden Stiftsgebäude und der zum Stift gehörenden Pfarrkirchen und -höfe. Zu nennen sind beispielsweise bauliche Maßnahmen an der Stiftsbibliothek 1894, der Einbau einer neuen Orgel durch den Orgelbauer Leopold Breinbauer aus Ottensheim 1899 oder die Schutzanstriche für Laterne und Kuppeln der Kirchtürme 1901. Im Meierhof wurden Neubauten aufgeführt, Wiesen- und Waldgrund wurde angekauft und in der Gemeinde Oberschlierbach ein Weidegut errichtet.
Persönlich fromm und bescheiden, schuf Haslroither im Kloster eine Atmosphäre, die zu einem inneren Aufschwung führte. Die Zahl der Konventualen stieg während seiner Amtszeit von 14 auf 26, sodass viele seit Jahrzehnten verwaiste Posten im Konvent wieder besetzt werden konnten. Im Ersten Weltkrieg nahm er einige Klassen des Bischöflichen Knabenseminars Petrinum, dessen Gebäude als Lazarett diente, in Schlierbach auf und deutete so schon auf die spätere Schulgründung unter seinem Nachfolger Alois Wiesinger hin.
Abt Gerhard starb 1917 nach einer Operation im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz und wurde als erster Abt seit dem josephinischen Verbot der Gruftbestattung wieder in der Gruft unter der Kirche beigesetzt. Zu seinem Nachfolger wurde Alois Wiesinger gewählt.
gge, Okt. 2009, rev. Juni 2017
Daten:
Vest.: 29. Aug. 1863; Prof.: (f.) 2. Sep. 1867; Sac.: 26. Juli 1868; Prim.: 23. Aug. 1868; Abbas: el. 5. Juli 1892, ben. 6. Juli 1892 (Bf. Doppelbauer).Auszeichnungen:
Geistlicher Rat (18. Feb. 1889);Konsistorialrat (1892); Sr. k.u.k. Apostolischen Majestät Rat, Komtur des
Franz-Joseph-Ordens (2. Dez. 1908); Ehrenbürger der Gemeinden Schlierbach (1900) und Nußbach (Sep. 1907).Literatur:
ÖBL 1815–1950, Bd. 2 (Lfg. 8), S. 202 · Cistercienser Chronik 4 (1892) 250–252, 19 (1907) 372–374 und 29 (1917) S. 141–144 · Etzlstorfer, Hannes: Die Kunstsammlungen des Stiftes Schlierbach, in: Keplinger, Ludwig (Red.): 650 Jahre Stift Schlierbach, Schlierbach 2005, S. 55–56 · [Zeller, Florian]: Das Zisterzienserstift Schlierbach im Kremstale, Schlierbach [1920], S. 52–55 · Emberger, Petrus: Abt Gerhard Haslroither von Schlierbach: Gedenkblatt dem Andenken des teuren Vaters gewidmet von einem seiner geistlichen Söhne. [s. n.], 1917.Vorlage:Page.name: HASLROITHER, Gerhard (Johann) OCist (1842–1917) – Biographia Cisterciensis