Müller, Georg (Kaisheim)

Georg Müller
fiktives Porträt um 1700, Äbtegalerie, Pfarramt Kaisheim

Georg Müller

Abt der Zisterzienserabtei Kaisheim 1637–1667

† 11. Feb. 1667

Georg Müller, latinisiert Molitor, aus Elchingen wurde am 21. Dezember 1637 (Fest des Apostels Thomas) zum Abt der Zisterze Kaisheim unter dem Vorsitz des Abtes von Salem (Thomas Wunn) gewählt und am 27. Dezember (Fest des Evangelisten Johannes) inthronisiert. Der Tod seines Vorgängers Jakob Mosbach war dem Pfalzgrafen einige Tage verheimlicht worden, um eine Wahl nach Ordensrecht, ohne Einflussnahme der staatlichen Obrigkeit, vornehmen zu können, was trotz der Abriegelung des Klosters durch Soldaten des Pfalzgrafen auch gelang.

Wie schon sein Vorgänger Mosbach wurde auch Abt Müller durch die Gefahren des Dreißigjährigen Krieges bald gedrängt, das Kloster zu verlassen. Er fand Zuflucht im Schweizer Kloster St. Gallen, die Mönche suchten Unterkunft in anderen Klöstern. Nur ein Priester[1] und zwei Konversbrüder[2] blieben unter Gefahren und Leiden in Kaisheim zurück. Erst der Westfälische Friede gestattete 1649 dem Abt die Rückkehr nach Kaisheim und allmählich sammelte sich auch der Konvent wieder in der Heimat.

Der seit der Zeit des Abtes Sebastian Faber Ende des 16. Jahrhunderts beim Reichskammergericht in Speyer anhängige Streit über den Erbschutz und die Reichsunmittelbarkeit zwischen der Abtei Kaisheim und dem Herzogtum Pfalz-Neuburg wurde 1656 durch einen Vergleich beigelegt. Im Hauptvergleich vom 24. März 1656 erkannte Herzog Philipp Wilhelm von Neuburg die Reichsunmittelbarkeit des Klosters mit allen zugehörigen Rechten an. Ferner wurde bestimmt, dass sich das Kloster überall »Kaisersheim« nennen und schreiben möge, im Verkehr mit den Fürsten von Neuburg und ihrer Kanzlei gegenüber aber wie bisher den Namen »Kaisheim« zu verwenden habe. In einem Nebenrezess vom 25. März 1656 wählte Kaisheim Herzog Philipp Wilhelm von Neuburg und seinen nächsten katholischen Nachfolger zu After-Schutzherrn und versprach jährlich 400 Gulden Schutzgeld zu zahlen.

Bei den Verhandlungen über diese Verträge kaufte Kaisheim von Pfalz-Neuburg das in der protestantischen Zeit eingezogene Zisterzienserinnenkloster Pielenhofen bei Regensburg für 18.000 Gulden und errichtete dort ein Superiorat, das bis zur Säkularisation Bestand hatte. Außerdem erwarb Kaisheim 1661 den steinhausischen Teil des Rittergutes Niederstotzingen, 1665 für 16.400 Gulden Güter in Rammingen, 1666 vom Grafen Albrecht Fugger zu Weißenhorn für 17.000 Gulden das Dorf Wallenhausen und im selben Jahr von Johan Khonn, Bürger zu Ulm, für 25.000 Gulden das Dorf Biberberg.

Abt Georg Müller starb nach manch bitterer Erfahrung die ihm in den letzten Jahren seiner Amtsführung von Gegnern aus dem eigenen Konvent erwachsen war am 1. Februar 1667. Zu seinem Nachfolger wurde Benedikt Hein aus Dillingen gewählt.

gge, April 2023

  1. In Schaidlers Chronik heißt es, dieser Priester, Christoph Laudort, sei der leibliche Bruder des Fürstabts von St. Gallen gewesen. Fürstabt von St. Gallen zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges war aber Pius Reher; auch sonst kommt der Name Laudort in der St. Gallener Äbtereihe nicht vor.
  2. Die beiden Laienbrüder waren der Schneider Aegidius Ambler und der Metzger und Koch Christoph Blöckle.

Daten:

Abbas: el. 21. Dez. 1637.

Literatur:

Kaisheim, in: Steichele, Anton: Das Bistum Augsburg, Band 2. Die Landkapitel: Agenwang, Aichach, Baisweil, Bayer-Mänching, Burgheim. Augsburg, 1864 · Schaidler, Martin: Chronik des ehemaligen Reichsstiftes Kaisersheim (Kaisheim): nebst einer Beschreibung der Kirche. Nördlingen: Beck, 1867.

Zitierempfehlung: Müller, Georg (Kaisheim), in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 29.08.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/M%C3%BCller,_Georg_(Kaisheim)

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