Platz, Bonifác

Bonifác Platz, 1890

Bonifác Platz OCist

Zisterzienser der Abtei Zirc; Schulleiter, Biologe und Ägyptologe

* 02. Sep. 1848 Székesfehérvár
† 16. Okt. 1919 ebenda

Bonifác Platz, Taufname Ferenc, wurde 1848 als Sohn des Schusters Matthias Platz[1] und der Jozefa Ónás in Székesfehérvár [Stuhlweißenburg] geboren. Er besuchte die Grundschule in seiner Heimatstadt und absolvierte die ersten sechs Klassen des Gymnasiums am örtlichen Zisterziensergymnasium. Nach Abschluss der sechsten Klasse trat er am 17. September 1864 in Zirc in den Zisterzienserorden ein.[2] Nach dem Noviziat maturierte er am Zisterziensergymnasium in Eger (Erlau).

Er begann sein theologisches Studium an der neu gegründeten Theologischen Hochschule in Zirc und setzte es dann in Budapest am Zentralseminar fort, wo er 1874 mit einer Arbeit über die päpstliche Unfehlbarkeit zum Doktor der Theologie promoviert wurde. Am 15. August 1867 legte er in der Abteikirche die zeitliche und am 28. Juli 1871 die feierliche Profess ab. Die Priesterweihe empfing er am 1. August 1871 in der Kathedrale von Veszprém durch János Ranolder, Bischof von Veszprém.

Anschließend kehrte er in sein Stammkloster zurück, wo er als Kaplan in der Stiftpfarrei und Lehrer der Novizen tätig war (1871–1874), dann von 1874 bis 1879 Theologiedozent an der Hauslehranstalt. 1879 wurde er Religionslehrer am neu von der Abtei übernommenen Gymnasium in Baja[3], unterrichtete die Schüler aber auch in Deutsch und Geographie. Anschließend kehrte er nach Zirc zurück, wo er bis 1889 Abtsekretär und zwischenzeitlich auch Novizenmeister (1885–1887) und Subprior (1888–1889) war.

1889 zog er nach Budapest, wo er Direktor des Bernardinums, der Theologischen Hochschule der Abtei Zirc, wurde. Zu dieser Zeit wurde die Ausbildung der Kleriker neu organisiert; parallel zu ihrem Universitätsstudium absolvierten sie auch ihr Theologiestudium in Budapest.

Allerdings verbrachte er keine lange Zeit in der neuen Einrichtung, 1892 ernannte ihn der Kaiser (und König von Ungarn) zum Hauptdirektor des Schulbezirks Szeged (dt. Segedin), wo er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1906 arbeitete. Neben der Büroarbeit entwickelte sich in den Jahren, die er dort verbrachte, seine schriftstellerische Tätigkeit, deren Schwerpunkt einerseits auf der menschlichen Entstehung und Entwicklung, Ägyptologie, andererseits auf der Apologetik lag. In seinem biologischen Werk verurteilte er die Darwinisten aufs Schärfste. Bezeichnend ist auch, dass er „Die Nachfolge Christi“ des Mystikers Thomas a Kempis (Thomas von Kempen) und „Filotea“ des Hl. Franz von Sales ins Ungarische übersetzte. In Anerkennung seiner wissenschaftlichen Arbeit wurde er 1908 zum korrespondierenden Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften gewählt.

Nach seiner Pensionierung 1907 lebte er bis 1911 in seiner Heimatstadt Székesfehérvár in der örtlichen Zisterziensergemeinschaft, danach schickte ihn der neue Abt (Remig Békefi) nach Szentgotthárd, dort wurde er Mitglied des diözesanen Buchzensurkomission. Im Sommer 1919 kehrte er nach Székesfehérvár zurück. Dort starb er am 16. Oktober 1919 und wurde zwei Tage später im Zisterziensergrab des Stadtfriedhofs beigesetzt. Als die Grabstelle während des Kommunismus aufgelöst wurde, wurden die sterblichen Überreste von Platz und seinen Mitbrüdern in die Krypta der Zisterzienserkirche umgebettet.

Als Hauptdirektor unternahm Platz mehrfach Forschungsreisen nach Ägypten und schuf eine bedeutende Sammlung von Mumien und ägyptischen Objekten, die er seinem Stammkloster überreichte. Nach der Auflösung der Abtei 1950 wurde die Sammlung in verschiedene staatliche Museen zerstreut.

Tibor Halász, März 2024

  1. Sein deutschsprachiger Vater war 1839 von Buda nach Székesfehérvár gezogen.
  2. Es war damals üblich, dass die Novizen nach der sechsten Klasse, noch vor der Matura, in das Noviziat eintraten.
  3. Nach dem Anschluss der Abtei Szentgotthárd an die Abtei Zirc im Jahr 1878 hatte die Regierung die Abtei verpflichtet, ein weiteres Gymnasium zu übernehmen.

Daten:

Prof.: 15. Aug. 1867, 28. Juli 1871; Sac.: 1. August 1871.

Werke:

De infallibilitate Romani Pontificis. Budapest, 1874. (Dissertation – Handschrift) · Der Mensch, sein Ursprung, seine Rassen und sein Alter. Mit 250 Illustrationen. Würzburg und Wien, 1887 · Die Völker der Erde. Würzburg, 1889…1893. (5 Bände) · Bibliographie.

Literatur:

Kovács Eleonóra: Utazás a természetben – Platz Bonifác tudományos működése, in: Árgus 2004/9 [1] · Horváth, Konstantin (Hrsg.): A Bernardinum Évkönyve. Budapest, 1939. S. 17–22., 132–135.

Zitierempfehlung: Platz, Bonifác, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 11.03.2024, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Platz,_Bonif%C3%A1c

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