Békefi, Remig

Remig Békefi OCist

Remig Békefi OCist

József Bröckl (früherer Name)

Historiker, Universitätsprofessor; Abt von Zirc, Pilis-Pásztó und Szentgotthárd 1911–1924, seit 1923 auch erster Präses der Zisterzienserkongregation von Zirc; Erforscher der Zisterzienser in Ungarn

* 3. Aug. 1858 Hajmáskér, Ungarn
† 21. Mai 1924 Eger, Ungarn

Remig Békefi, Taufname József, seinen Geburtsnamen Bröckl magyarisierte er 1876 zu Békefi, war der Sohn eines Müllers und wurde auf dem dem Domkapitel von Veszprém gehörenden Gut Hajmáskér geboren. Über seine Kindheit und Jugend sind keine weiteren Einzelheiten bekannt, nur dass der Vater früh starb und die Familie nach Veszprém zog als der kleine József neun Jahre alt war.

Nach der sechsten Klasse am Piaristengymnasium in Veszprém trat er, wie es damals üblich war noch vor der Matura, am 17. September 1874 unter Abt Antal Rezutsek in die Zisterzienserabtei Zirc ein, so dass er die siebte Klasse als Privatschüler am Gymnasium in Zirc absolvierte und die achte Klasse am Zisterziensergymnasium in Eger beendete. Nach der mit Auszeichnung bestandenen Matura legte er am 25. Juni 1877 die einfache Profess ab, die feierliche folgte am 16. Juli 1880. Obwohl er sein Theologiestudium bereits 1880 abgeschlossen hatte, wurde er, da er das nötige Alter noch nicht erreicht hatte, erst am 7. August 1881 zum Priester geweiht.

Der Historiker

Im akademischen Jahr 1880/81 von Abt Hieronymus Supka nach Pécs (Fünfkirchen) versetzt, studierte er dort Geschichte und Geographie für das Lehramt[1], wurde aber bald lungenkrank und musste sein Studium unterbrechen.[2] Die Zeit der Rekonvaleszenz verbrachte er im Kloster Szentgotthárd, wo er begann, die Geschichte des Ordens in Ungarn zu erforschen und niederzuschreiben. Nachdem er 1882 die Lehramtsprüfung für Geschichte und Geographie an der Universität Budapest bestanden hatte, kehrte er im Schuljahr 1882/83 als Gymnasiallehrer an das Zisterziensergymnasium in Pécs zurück. Von János Hunfalvy ermutigt, beschäftigte er sich mit den Traditionen der ungarischen Bevölkerung des Dorfes Kethely in der Diözese Szombathely (Steinamanger) und veröffentlichte seine erste Arbeit mit dem Titel „Ethnografie von Keszthely und seiner Umgebung“. Mit dieser grundlegenden Arbeit zur lokalen Geschichte wurde er auch zum Dr. phil. promoviert.

Da sich sein Gesundheitszustand immer noch nicht genügend gebessert hatte, konnte er nicht mehr am Obergymnasium in Pécs unterrichten und wurde als Novizenmeister und Abtsekretär in Zirc eingesetzt. Erst mit dem Studienjahr 1885/86 unterrichtete er wieder in Pécs Geschichte, Philosophie, Geographie und Deutsch, zeitweise auch Französisch. Während seiner Lehrtätigkeit in Pécs begann er mit der Veröffentlichung kleinerer Aufsätze im Jahresbericht des Gymnasiums.

Seine erste monografische Arbeit zur Geschichte des Zisterzienserordens, „Die Geschichte der Abtei Pilis 1184–1541“, wurde 1891 in Pécs auf Kosten und Veranlassung des Abtes Hieronymus Supka gedruckt. Sie bildet den ersten Band der geplanten Geschichte der Zisterzienserabteien Zirc, Pilis, Pásztó und Szentgotthárd. Der zweite Band, der den Zeitraum von 1541 bis 1814 abdeckt, wurde im folgenden Jahr veröffentlicht. Neben der Anerkennung als Historiker erhielt Békefi von der Fakultät den mit 300 Forint dotierten Horváth-Preis. Bei der im selben Jahr abgehaltenen Abtwahl für die Nachfolge des verstorbenen Hieronymus Supka erhielt er ein Drittel der Stimmen, bat aber, die schwere Last, nicht auf seine schwachen Schultern zu legen und erhielt stattdessen auf Vermittlung des neugewählten Abtes Edmund Vajda von Bildungsminister Graf Albin Csáky die Leitung einer Universitätsabteilung und die Ernennung zum Privatdozenten.

Am 13. März 1893 hielt er seine Antrittsvorlesung mit dem Titel „Die Philosophie der ungarischen Geschichte im Árpádianischen Zeitalter“. Als Privatdozent (1898 außerordentlicher Professor) hatte er die Möglichkeit, Daten zur ungarischen Ordensgeschichte und zur Geschichte der ungarischen Kultur zu sammeln. 1894 wurde in Pécs ein weiterer Band mit dem Titel „Die Geschichte der Abtei Cikádor“ veröffentlicht, die die Reihe der Zisterzienserabteien fortsetzte. In Anerkennung seines 1896 veröffentlichten „Gedenkbuchs“, herausgegeben vom ungarischen Zisterzienserorden zur Feier des tausendjährigen Bestehens Ungarns 1896, wurde er am 15. Mai 1896 zum korrespondierenden Mitglied der Sektion für Geistes-, Sozial- und Geschichtswissenschaften der Ungarischen Akademie der Wissenschaften gewählt und hielt am 2. Oktober eine Antrittsrede mit dem Titel „Die mittelalterliche Zisterzienserschule in Paris“.

1898 erschien in Budapest der dritte Teil der Geschichte der Zisterzienserabteien Zirc, Pilis, Pásztó und Szentgotthárd, „Die Geschichte der Abtei von Pásztó, Band I. 1190–1702“. Weitere Forschungen zur Geschichte der Abteien Szentgotthárd und Zirc musste er aufgeben, weil seine Lehrverpflichtungen (er betreute ca 70 Dissertationen) ihm keinen Raum dafür ließen. In seiner Studie „Die Vergangenheit des Zisterzienserordens in Ungarn“ blickte er auf 800 Jahre Ordensgeschichte zurück. Anlässlich des 100. Jahrestages der Restaurierung der Abteien Pásztó und Pilis und der Rückgabe des Gymnasiums in Eger an den Orden schrieb er: „ Wie wurden die Zisterzienser zu einem Lehrorden in Ungarn? (Budapest, 1902). Am 30. April 1908 zum Vollmitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften ernannt, hielt er dort am 8. Februar einen Vortrag mit dem Titel „Die Universität von Pécs“. Im akademischen Jahr 1911/12 war er Dekan der wissenschaftlichen Fakultät.

Abt in Zirc

Nach dem Tod des Abtes Ödön Vajda am 11. Juli 1911 wurde Békefi am 19. September 1911 zum Nachfolger gewählt, am 21. November vom König ernannt[3] und am 6. Januar 1912 von Károly Graf Hornig, Bischof von Veszprém, zum 47. Abt von Zirc benediziert. Sein Lehramt gab er auf, erhielt aber am 15. Mai 1912 den Titel und den Charakter eines ordentlichen Professors. Im selben Jahr gründete er das St. Imre Gymnasium in Buda. Nach dem Zusammenbruch des Habsburgerreiches setzte er sich für die Gründung einer ungarischen Zisterzienserkongregation ein, die am 27. Januar 1923 mit dem Breve Exstat in Hungaria von Papst Pius XI. anerkannt wurde und zu deren erstem Abtpräses er gewählt wurde.

Die große Arbeitsbelastung untergrub jedoch seine Gesundheit; im Frühjahr 1924 musste er eine Visiationsreise in Eger abbrechen, wo er am 21. Mai 1924 starb. Sein Nachfolger wurde Adolf Werner.

gge, rev. Mai 2020

  1. Békefi wollte eigentlich Mathematiker werden. Sein Orden brauchte jedoch keinen Mathematiker, so dass er gezwungen war, Geschichte und Geographie zu studieren.
  2. Seine Lungenkrankheit begleitete ihn sein Leben lang.
  3. Als königlicher Kommissar leitete der Bischof von Veszprém, Károly Hornig, die Wahl. Damals hatte der Orden nur das Vorschlagsrecht, nicht aber das Wahlrecht, d.h. der König ernannte einen der drei ihm vorgeschlagenen Kandidaten, in der Praxis immer den ersten. Die beiden anderen Kandidaten waren Imre Piszter auf Platz 2 und Domokos Kassuba, ein Priester aus Eger, auf Platz 3.

Daten:

Vest.: 17. Sep. 1874; Prof.: 25. Juni 1877, 16. Juli 1880; Sac.: 7. Aug. 1881; Abbas: el. 19. Sep. 1911, ben. 6. Jan. 1912 .

Werke:

Békefi, Remigius und Blasius Czilek (Übers.): Geschichte des Zisterzienserordens in Ungarn von 1142–1814, in: Cistercienser Chronik 12 (1900), S. [1]–14, [33]–43, [65]–71, [97]–103, [129]–134 · Békefi, Remigius und Blasius Czilek (Übers.): Geschichte des Cistercienser-Ordens in Ungarn von 1814–1896, in: Cistercienser Chronik 13 (1901), S. [65]–79, 97–105, [129]–137, [161]–167 · Kirchen und Burgen in der Umgebung des Balaton im Mittelalter. Wien 1907.

Literatur:

Magyar életrajzi lexikon I. (A–K). Főszerk. Kenyeres Ágnes. Budapest: Akadémiai. 1967. 160–161. o. · Sas Péter: Békefi Remig, a történelmi Magyarország utolsó zirci apátja, 2007 [1].

Normdaten:

GND: 12768784X · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Békefi, Remig, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 25.10.2022, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/B%C3%A9kefi,_Remig

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