Röder, Rosula

Rosula Röder von Hohenrodeck

Rosula Röder von Hohenrodeck

22. Äbtissin der Zisterzienserinnenabtei Lichtenthal 1519–1544

† 30. Aug. 1544

Rosula (auch Rosina[1]) Röder von Hohenrodeck war eine Tochter des badischen Ministerialen Anton Röder von Hohenrodeck. Sie trat 1490 zusammen mit ihrer Schwester Eva in das Zisterzienserinnenkloster Lichtenthal ein. Nach dem Tod ihrer Vorhängerin Maria von Baden († 8. Jan. 1519) zur Äbtissin gewählt, war ihre Regierungszeit geprägt von der Auseinandersetzung mit der neuen protestantischen Lehre. Jedoch blieb Lichtenthal der alten kirchlichen Lehre treu.

Wahrend die religiöse Umwälzung das gesamte kirchliche und politische Leben in Deutschland erschütterte, verfolgte Markgraf Philipp I. von Baden, der neuen Lehre nicht ganz abgeneigt, zusammen mit seinem Kanzler Hieronymus Veus[2] (Vater der späteren Äbtissin Barbara Veus) eine ganz eigene, von den übrigen Fürsten unabhängige Religionspolitik. Als Landesherr betrachtete er sich selbst verantwortlich für die kirchlichen Verhältnisse in seinem Gebiet, auch wenn es auf Kosten der bischöflichen Jurisdiktion ging.

Aus dem Bauernkrieg 1525, der anderen südwestdeutschen Klöstern Zerstörung und Not gebracht hatte, ging Lichtenthal weitgehend unbehelligt hervor, möglicherweise wegen seiner räumlichen Nähe zur gut gesicherten markgräflichen Residenz Schloss Hohenbaden (Baden-Baden). Änderungen gab es im Verhältnis zu den klosteruntertänigen Bauern und bei der Besetzung der Pfarrpatronate. Den Versuch des Markgrafen Christoph, die Beichtvaterstelle im Kloster mit einem Weltgeistlichen zu besetzen, hatte Äbtissin Rosula abwenden können, jedoch behielt sich dessen Nachfolger Markgraf Philipp die Kontrolle über die Aufnahme von Novizinnen und die Professablegung vor. 1529 musste daher um die Aufnahme der (späteren Äbtissin) Anna von Mörsperg, Tochter des Landvogts von Hagenau, ersucht werden, was aber genehmigt wurde. Im selben Zeitraum stiftete der Markgraf dem Kloster vier Messkaseln und eine Dalmatika.

Nachdem die württembergischen Klöster Herrenalb und Maulbronn aufgehoben worden waren[3], die wegen der weiten Entfernung des eigentlich zuständigen Neuburger Abtes, die seelsorgerische Betreuung Lichtenthals vertretungsweise übernommen hatten, bemühte sich Äbtissin Rosula in der zweiten Hälfte der 1530er-Jahre um einen neuen Visitator für ihren Konvent, um den Anschluss an den Zisterzienserorden nicht zu verlieren. Dies war umso wichtiger, als (u.a.) dadurch die Immunität gegenüber der Jurisdiktionsgewalt der Diözesanbischöfe gewahrt blieb. Mit Erlaubnis der Landesregierung kam Abt Johannes Ylin (reg. 1533–1543) von Neuburg (im Elsass) dem Auftrag zur Visitation nach. Jedoch war es ihm 1640 nicht möglich, einen Beichtvater für Lichtenthal abzustellen, nachdem P. Sebastian Metzger, der auf Gesuch der Äbtissin Rosula zeitweise die Beichtvaterstelle versehen hatte, am 8. April 1540 gestorben war. Da auch kein anderer Zisterzienser greifbar war, wurde erstmals in der Geschichte des Klosters ein Weltgeistlicher für diese Aufgabe angestellt, Magister Wolfgang Sparbrot aus Niederschopfheim, dessen Schwester Barbara Konventualin in Lichtenthal war.

Äbtissin Rosula starb am 30. August 1544. Aus ihrem Besitz stammt ein lateinischer Psalter mit französischem Anhang. Im Kloster existiert ein kleiner Hausaltar aus der Zeit um 1520, auf dem die heilige Rosula dargestellt ist, was die Vermutung nahelegt, dass der Altar für Äbtissin Rosula oder in ihrem Auftrag angefertigt worden ist. Da nach dem Tod der Äbtissin Rosula kein näherer Zisterzienserabt zur Verfügung stand, bat der Konvent von Lichtenthal die Vormundschaftsregierung (Markgraf Philibert war noch minderjährig), Abt Wigand von Eußerthal nach Lichtenthal kommen zu lassen, um die Wahl einer neuen Äbtissin zu leiten, was dieser auch tat. Aus der Wahl ging die Chorfrau Anna von Mörsperg als Äbtissin hervor.

gge, Sep. 2023

  1. Da „ina" die italienische und „ula" die lateinische Verkleinerungssilbe ist, wird diese Äbtissin in den Urkunden teils Rosina, teils Rosula genannt.
  2. Seine Schwester Elisabeth war Konventualin in Lichtenthal.
  3. Beide Klöster gehörten zur Filiation von Neuburg.

Literatur:

Bauer, Benedikt: Das Frauenkloster Lichtenthal: Geschichte, Kirchen und Altertümer. Baden-Baden, 1896 · Schindele, Pia: Die Abtei Lichtenthal. Ihr Verhältnis zum Cistercienserorden, zu Päpsten und Bischöfen und zum badischen Landesherrn im Laufe der Jahrhunderte, in: Freiburger Diözesan-Archiv 105, Freiburg: Herder 1985, S. 67–248.

Zitierempfehlung: Röder, Rosula, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 19.09.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/R%C3%B6der,_Rosula

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