Raphael Rösler
52. Abt des Klosters Kamenz 1773–1808
* 11. Nov. 1729 Bremberg bei Jauer [Żarek, Polen]
† 10. März 1808 Kamenz [Kamieniec Ząbkowicki]
Raphael Rösler, Taufname Johannes Balthasar, wurde am 11. November 1729 in Bremberg bei Jauer geboren. Nach Beendigung seiner humanistischen Studien in Liegnitz studierte er in Breslau Philosophie. Die Subdiakonatsweihe empfing er 1753 und legte im selben Jahr in Kamenz die Ordensprofess ab. Zwei Jahre später wurde er zum Diakon und noch einmal zwei Jahre später, am 24. September 1757, zum Priester geweiht. Danach war er Kantor, Kapellan und Provisor und schließlich Administrator des Gutes Michelau.
Als solcher wurde er am 11. August 1773, nach dem Tod seines Vorgängers Abundus Neumann zum Abt gewählt. König Friedrich (II.) von Preußen bestätigte ihn mit Datum vom 9. September 1773. Am 4. September 1774 wurde er vom Breslauer Weihbischof Moritz von Strachwitz, Apostolischer Vikar für den ausgewiesenen Fürstbischof Schaffgotsch, benediziert und infuliert.
Abt Raphael übernahm das Kloster mit 100.000 Reichstalern Schulden, deren Tilgung immer wieder durch widrige Umstände wie Brände, Viehseuchen und Überschwemmungen, aber auch durch Kriegauswirkungen verhindert wurde. Während des Bayerischen Erbfolgekrieges wurde Rösler 1778 von einer österreichischen Patrouille verhaftet und verbrachte viele Monate als Staatsarrestant in Ungarn, teils in Raab, teils im Kloster Zirc. Am 23. Januar 1779 erhielt er die Freiheit und konnte nach Kamenz zurückkehren.
1807 musste Rösler noch miterleben, wie Kamenz im Vierten Koalitionskrieg zum Sammelplatz verschiedener Truppenteile und Aufenthaltsort mehrerer feindlicher Generäle (Vandamme, Schröter, Lilienberg, Jérôme Bonaparte) wurde. Er starb am 10. März 1808 und wurde in der Sakristeikapelle in der Stiftskirche beigesetzt. Ihm folgte nach 23-monatiger Vakanz P. Placidus Hoffmann.
Abt Raphael, der als rechtschaffen und sanftmütig beschrieben wird, lebte 78 Jahre und vier Monate, regierte 34 Jahre und sechs Monate, war 56 Jahre Ordensmitglied und 51 Jahre Priester. Er war der am längsten lebende und am längsten regierende aller Kamenzer Äbte; 41 Mönche nahm er während seines langen Abbatiats in die Klostergemeinschaft auf. Auf seinem marmornen Grabstein heißt es: »er war Gott und den Menschen angenehm, musste aber durch Feuer und Wasser gehen und die widrigsten Prüfungen dulden; er duldete sie, und weinte.«
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Daten:
Prof.: 1753; Sac.: 24. Sep. 1757; Abbas: el. 11. Aug. 1773, ben. 4. Sep. 1774.Literatur:
Frömrich, Gregor: Kurze Geschichte der ehemaligen Cistercienser Abtey Kamenz in Schlesien von einem Mitgliede derselben, Glatz 1817, S. 171ff. · Knauer, Paul: Die Äbte des Zisterzienserklosters Kamenz im letzten Jahrhundert seines Bestehens, in: Schlesisches Pastoralblatt Nr. 3., 35. Jahrgang, März 1914, S. 40–42.Vorlage:Page.name: RÖSLER, Raphael OCist (1729–1808) – Biographia Cisterciensis