Schreiner, Maurus

Maurus Schreiner

Maurus Schreiner

50. und letzter Abt des Klosters Schöntal 1784–1802

* 22. Okt. 1740 Stangenroth, Markt Burkardroth, Landkreis Bad Kissingen
† 17. Aug. 1811 Aschhausen, Gem. Schöntal, Hohenlohekreis

Maurus Schreiner, Taufname Michael, war ein Sohn der Eheleute Michael Schreiner und Eva Keidel aus Stangenroth an der Rhön. Er war 1757 als Student „auf Armentitel“ an der Universität Würzburg eingeschrieben. Noch vor seiner Priesterweihe trat er in die Zisterzienserabtei Schöntal ein, wo er 1762 die Profess ablegte. Nachdem er 1764 seine theologischen Studien in Mainz abgeschlossen hatte, wurde er am 21. September 1765 zum Priester geweiht und am 31. Oktober 1765 mit den Patres Stephan Rodinger, Aquilinus Leypold und Angelus Stahl zum apostolischen Notar ernannt.

1769 wurde er zum Theologieprofessor am Hausstudium bestellt und 1771 als Präfekt in das Zisterzienserkloster Ebersberg berufen. Später war er Küchenmeister, Pfarrer der Klosterpfarrei Aschhausen, dann Prior. Als solcher wurde er nach der erzwungenen Resignation seines Vorgängers Augustin Brunquell zum Abt des Klosters Schöntal gewählt (3. Dez. 1784) und am 17. April 1785 benediziert.

Abt Maurus übernahm die Klosterleitung in schwieriger Zeit. Er bemühte sich um die Verbesserung der Klosterdisziplin und verwaltete das Vermögen des Klosters gewissenhaft. Um die Prozesskosten bei Bischof, Papst und Kaiser bezahlen zu können, musste er zunächst 1786 das Gut Ebersberg verkaufen. Im Klosterhof ließ er 1787 den sog. Mohrenbrunnen errichten, der noch heute sein Wappen trägt.[1] Ganz dem Klassizismus verpflichtet, ließ er 1788 die barocken Malereien in der Klosterkirche unterhalb der Kämpferzone weiß überstreichen und 1787 alle Altäre neu fassen. Auch die Abtwohnung ließ er dem Zeitgeschmack gemäß neu dekorieren.

Zweimal drohte dem Kloster die Aufhebung, einmal durch Kaiser Josef II, dann 1798 durch das Kurfürstentum Mainz. Im Spätjahr 1802 mussten Abt und Konvent (35 Mönche) schließlich die Aufhebung, Plünderung und Verschleuderung des Klosters durch das Kurfürstentum Württemberg erleben[2], die in der rigorosesten Weise erfolgte. Am 16. Oktober 1802, abend 20 Uhr, wurde Schöntal durch eine Kompanie württembergischer schwarzer Jäger militärisch besetzt, am nächsten Tag das Besitzergreifungspatent verlesen und die Untertanen von ihrem Eid entbunden. Abt Maurus traf die Maßnahme nicht unvorbereitet. Schon vorher hatte er den Pächtern die Pacht ermäßigt, das Jägerhaus und den Fischweiher an die jeweiligen Verwalter verschenkt bzw. billig verkauft und Geld an die Konventualen verteilen lassen. Diese Maßnahmen führten später zu einer langwierigen Untersuchung gegen ihn, deren Hauptteil die Fahndung nach verschwundenen Wertpapieren war, die sogar steckbrieflich in der Zeitung aufgeboten wurden. Am 1. Oktober 1807 wurde die Klosterkirche zur katholischen Pfarrkirche erklärt und 1811 im Kloster ein evangelisches Seminar eingerichtet.

Abt und Konvent mussten zunächst im Kloster bleiben und durften es nur unter strengen Kontrollen verlassen. Später erhielt Abt Maurus als Ruhesitz eine Wohnung in dem zum Kloster gehörenden Schloss Aschhausen, wo er 1811, blind und taub, starb. Beigesetzt wurde er, weil ihm eine Ruhestätte in der Pfarrkirche versagt wurde, auf dem kleinen Friedhof bei der Heiliggrabkapelle über Schöntal. Sein kleiner Grabstein, der heute in die Innenwand der Klosterkirche eingesetzt ist, trägt die nicht mehr sichtbare Inschrift Fato ultimus (durch Schicksal der letzte). Das Grab selbst ist nicht erhalten.

gge, Jan. 2019

  1. Der ganze Brunnen ist ein Spiel mit dem Ordensnamen des Abtes. So sind einige Flächen des Brunnentroges mit Mohrenszenen verziert, und oben auf der zentralen Brunnensäule sitzt ein Mohr (Maurus) mit kronenartigem Schmuck und goldenen Ringen an Armen und Beinen.
  2. Schöntal war das erste Kloster, das aufgelöst wurde.

Daten:

Prof.: 1. Nov. 1762; Abbas: el. 3. Dez. 1784, ben. 17. April 1785.

Literatur:

Schnell, Eugen: Die Äbte des Klosters Schönthal, in: Freiburger Diözesan-Archiv, Band 11, 1877 · Reinhard, Anton: Graduale von Frauenroth : sein Schicksal unter P. Maurus Schreiner, dem letzten Abt von Kloster Schöntal, in: Würzburger Diözesangeschichtsblätter 55 (1993), S. 371–386.

Zitierempfehlung: Schreiner, Maurus, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 17.02.2019, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Schreiner,_Maurus

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