Scholastika Walde
41. Äbtissin der Abtei St. Marienthal in Ostritz 1754–1764
* 27. Jan. 1694 Crostwitz
† 24. Mai 1764 Ostritz
Scholastika Walde (Waldin), Taufname Margaretha, wurde am 27. Januar 1694 in Prischwitz im Kirchspiel Crostwitz bei Marienstern geboren. Am 11. September 1709 in der Zisterzienserinnenabtei St. Marienthal eingekleidet, legte sie am 29. September 1711 die Profess ab. 1726 wurde sie Novizmeisterin, einige Zeit darauf Priorin und am 31. Januar 1754 zu Äbtissin gewählt. Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen, König von Polen, bestätigte sie mit Datum Dresden 9. Februar 1754. Installiert und benediziert wurde sie am 15. September 1754 durch den Visitator und Generalvikar der böhmisch-mährischen Ordensprovinz, Abt Bernhard Hennet von Saar.
Auch in ihrer Amtszeit wurde das Stiftsgebiet (wie ganz Sachsen) durch den (3.) Schlesischen Krieg (1756–1763) in Mitleidenschaft gezogen, indem 1757, 1758 und 1759 das österreichische und im September 1759 auch das preußische Hauptheer durchzogen, was erhebliche Plünderungen und Verwüstungen zur Folge hatte. Dazu kamen vom September bis Dezember 1759 und im September 1760 noch Viehseuchen. Marienthal selbst litt vor allem durch die Heimsuchung seiner Vorwerke. Erst der 1763 geschlossene Hubertusburger Friede gab dem Land die Ruhe, den bedrängten Bewohnern aber erst nach vielen Jahren den verlorenen Wohlstand zurück.
Äbtissin Scholastika Walde verkaufte das erst 1742 von ihrer Amtsvorgängerin Theresia Senfftleben erworbene Rittergut Oberrennersdorf an einen Herrn von Heinik und erwarb stattdessen das näher gelegene und vorteilhaftere Rittergut Niederleuba von der Frau Johanne Sophie von Schweinitz geborene von Seidlitz und Witwe des am 1. November 1750 in Herrnhuth verstorbenen Hans Christian von Schweinitz. Die Übergabe der Rittergüter erfolgte am 2. Mai 1759, die Erbhuldigung der Niederleubner Untertanen am 8. Mai. Auch an den Klostergebäuden ließ Äbtissin Scholastika einige Verbesserungen unternehmen. 1756 wurde die Kuppel der Kreuzkapellen am Nordwestflügel des Abteigebäudes mit Freskenmalereien ausgemalt und zum Fest der Kreuzerhöhung geweiht (ihr Wappen am Westgiebel). Der Künstler soll der Bruder des berühmten Giacomo Casanova de Saingalt gewesen sein, Giovanni Battista Casanova, damals Akademieprofessor in Dresden.
Als besondere Gnade empfand Äbtissin Scholastika die Feier ihrer Goldenen Ordensprofess am 29. September 1761, gemeinsam mit dem dasselbe Fest feiernden Propst Bonifacius Procházka. Sie starb am 24. Mai 1764 nach langer schmerzhafter Krankheit im 71. Lebensjahr. Zu ihrer Nachfolgerin wurde die Novizenmeisterin Anastasia Rösler gewählt.
gge, Jan. 2021
Daten:
Vest.: 11. Sep. 1709; Prof.: 29. Sep. 1711; Abbatissa: el. 31. Jan. 1754, ben. 15. Sep. 1754.Literatur:
Schönfelder, Joseph Bernhard: Urkundliche Geschichte des Königlichen Jungfrauenstifts und Klosters St. Marienthal, Cistercienser-Ordens, in der Königlichen Sächsischen Oberlausitz. Zittau: Schöps, 1834, S. 189–192.Vorlage:Page.name: WALDE, Scholastika OCist (1694–1764) – Biographia Cisterciensis