Hinterhölzl, Johann (V.)

Johann Baptist Hinterhölzl

Johann Baptist Hinterhölzl

Abt des Zisterzienserstiftes Wilhering 1781–1801

* 17. Nov. 1732 Zwettl an der Rodl, Oberösterreich
† 30. Mai 1801 Wilhering

Johann V. Baptist Hinterhölzl, Taufname Franz, war ein Neffe seines gleichnamigen Amtsvorgängers Johann IV. Hinterhölzl (reg. 1734–1750) und der dritte Wilheringer Abt, der aus dem Markt Zwettl stammte. Er legte am 21. Dezember 1754 die Profess ab und feierte am 25. Jänner 1758 seine erste Messe (Primiz). Danach war er Kaplan in Weißenbach und dann Verwalter des Weinkellers. Am 22. Februar 1781 durch einstimmige Wahl zum Abt berufen, fiel ihm die schwere Aufgabe zu, das Stift während der für die Klöster so gefährlichen Zeit der Reformen Kaiser Josefs II. (Josefinismus) zu leiten, die die beiden Tochterklöster Wilherings, Engelszell und Säusenstein, die Existenz kosteten.

Wilhering selbst drohte zweimal dieselbe Gefahr, zuerst 1785, als geprüft wurde, ob sich das Klostergebäude nicht zu einer Zuckerfabrik eigne, und noch einmal 1787/88, als die oberösterreichische Landesregierung eine Auflösung des Stiftes beantragte, die aber von der Hofkanzlei nicht durchgeführt wurde. Trotzdem musste Kloster Wilhering jährlich 3000 Gulden an den Religionsfond abführen. Die 1786 von dem gefürchteten Klosteraufhebungskommissär Valentin Eybl verfügte Administration des Klosters (mit dem Abt als Administrator) hob ein Hofdekret vom 6. April 1788 wieder auf.

Schon früher, 1778, war dem Stift ein jährlicher Beitrag zum Zucht- und Arbeitshaus in Linz auferlegt und am 24. März 1781 die Verbindung mit dem Generalabt in Cîteaux und den ausländischen Ordensobern untersagt worden. 1784 wurde die Stiftspfarre Wilhering errichtet und die Stiftskirche Pfarrkirche, 1786 erhielt Abt Hinterhölzl den Auftrag, drei neue Pfarren, nämlich Traberg im Mühlviertel, Weinzierl und Obermixnitz in Niederösterreich, mit den entsprechenden Gebäuden (Pfarrhaus, Schule) zu errichten und zu besetzen. Dazu kam die Administration des am 20. Dezember 1786, nach dem Tod des Abtes Leopold Reichl, aufgehobenen und zunächst Wilhering inkorporierten Klosters Engelszell. 1787 musste das Stifts- und Kirchensilber abgeliefert werden, und schließlich kam im Jahr 1800 die erste Invasion durch französische Truppen (Napoleonische Kriege), die das Kloster erhebliche Summen kostete.

Die Zahl der Konventualen verminderte sich während Hinterhölzls Regierungszeit dramatisch, u.a. bedingt durch die vom Staat verordnete Reglementierung der Neuaufnahmen, sodass weder alle Pfarrstellen besetzt noch ein geregeltes Klosterleben aufrecht erhalten werden konnte. Die Klosterrotel sagt, dass Abt Johann Baptist V. gerne den Chorgesang und die Klosterzucht im früheren Sinne gepflegt hätte, doch die Zeitumstände und das mangelnde Personal verhinderten dies (Dessl).

Abt Johann selbst wird als bescheiden und demütig beschrieben. Selbst der ihm nicht wohlgesonnene Valentin Eybl beschrieb ihn als „einen bestverdienten, ehrlichen und nicht mit mönchhafter Affektation, sondern wahrhaft demütigen Mann, in welchem weder Betrug noch Stolz ist, und den man unter allen Geistlichen am wenigsten für einen Prälaten hielte, wenn man nicht um den Hals die Kette des versteckten Prälatenkreuzes wahrnähme.“ (zitiert nach Dessl. Er starb am 30. Mai 1801 und wurde, da in der josephinischen Zeit Gruftbestattungen verboten waren, nicht in der Äbtegruft, sondern auf dem Friedhof begraben.

gge, Okt. 2012, rev. Mai 2016


Daten:

Prof.: 21. Dez. 1754; Prim.: 25. Jan. 1758; Abbas: el. 22. Feb. 1781, ben. 25. Feb. 1781.

Literatur:

Söllinger, Bernhard: Die Abtei Wilhering in Ober-Oesterreich, in: Brunner, Sebastian: Ein Cisterzienserbuch. Würzburg 1881, S. 498ff., hier S. 514–515 · Dessl, Reinhold: 750 Jahre Pfarre Zwettl an der Rodl. Geschichten rund um den Kirchturm. Vortrag von Abt Reinhold Dessl am 1. Oktober 2014 in Zwettl (PDF).

Zitierempfehlung: Hinterhölzl, Johann (V.), in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 23.06.2018, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Hinterh%C3%B6lzl,_Johann_(V.)

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