Marthoud, Polycarpe

Polycarpe Marthoud OCSO

Polycarpe Marthoud OCSO

Titularprior 1858–1874 und 1. Abt von Neiges 1874–1882; Gründer von Akbés

* 05. April 1827 Lyon
† 25. Okt. 1895 Akbès, Syrien

Henri Marthoud war der Sohn eines angesehenen Seidenhändlers und wurde 1827 in der Kirche Saint-Polycarpe in Lyon getauft. Wie auch seine Schwestern besuchte er ab 1835 die Schule der Kartäuser in Lyon. Am Sonntag, dem 29. März 1846, traf ihn am Grab seiner Schwester Elisa die plötzliche Erkenntnis, Zisterzienser (Trappist) zu werden.

Wenige Tage später wurde er als 19jähriger Novize frère Marie-Polycarpe in der Zisterzienserabtei strengerer Observanz Aiguebelle eingekleidet, wo er am 15. August 1847 vor Abt Orsise Carayon die Profess ablegte. Er war Gästepater und arbeitete auf der Krankenstation. Am 10. August 1857 zum Priester geweiht, feierte er an Maria Himmelfahrt, 15. August 1857, seine Primiz. Bald danach bestellte ihn Abt Gabriel Monbet zum Subprior. 1858 zur Mitarbeit am neuen Ceremoniale cisterciense nach La Trappe geschickt, erhielt er dort die Order, sich in die Tochtergründung N.-D. de Neiges, auf dem Hofgut La Felgère in St-Laurent-les-Bains, zu begeben und als Titularprior deren Leitung und weiteren Aufbau zu übernehmen. 1861 war der Aufbau abgeschlossen und das neue Kloster wurde am 16. Juli 1861 von Bischof Faulquier von Mende (in Vertretung des verhinderten Bischofs von Viviers) eingeweiht. Am folgenden Tag wurde das Allerheiligste aus der Kapelle von La Felgère in die provisorische Klosterkirche übertragen. Im selben Jahr gründete Dom Polycarpe die Oblatenschule mit angeschlossenem Alumnat, aus der zahlreiche Novizen hervorgingen, unter ihnen die Geschwister und späteren Äbte Martin Martin und Louis de Gonzague Martin (Staoueli).

Nach der Erhebung des Priorats zur Abtei am 3. Mai 1874 wurde er am 16. Juni mit zehn von zwölf Stimmen zum ersten Abt gewählt und am 15. August, seinem Profess- und Primiztag, von Bischof Louis Delcusy von Viviers benediziert. Assistenten waren die Äbte Gabriel Monbet von Aiguebelle und Benoît Margerand von Dombes. Eine Genehmigung aus Rom hatte es auch seiner Mutter († 17. Jan. 1875) ermöglicht, die Abteikirche zu betreten und an der Zeremonie mitzuwirken.

Als wegen der klosterfeindlichen Gesetzgebung der französischen Regierung (Dekret vom 28. März 1879) mit einer Aufhebung der Klöster zu rechnen war, reifte in Abt Polycarpe der Entschluss, ein Refugium außerhalb Frankreichs zu suchen. Mit einer Gruppe von Mönchen schiffte er sich am 21. April 1882 in Marseille in Richtung Syrien ein, wo er in Akbés bei Aleppo das Exilpriorat Notre-Dame-du-Sacré-Cœur (La Trappe de Cheïkhlé) aufbaute, das er bei einer Reise im Vorjahr von den Lazaristen übernommen hatte. Da das Generalkapitel seine Resignation abgelehnt hatte, delegierte er die Leitung der Abtei Neiges an Joseph Goddard. 1885 kehrte er noch einmal nach Frankreich zurück, um an der Heiligsprechung des Pfarrers von Ars mitzuwirken.

Er starb am 25. Oktober 1895 am Fieber.

gge, Juni 2011, rev. Feb. 2019


Daten:

Vest.: 4. April 1846; Prof.: 15. Aug. 1847; Sac.: 10. Aug. 1857; Prior tit.: 21. Juli 1858; Abbas: el. 16. Juni 1874, ben. 15. Aug. 1874, res. 24. Juni 1882; Dev.: Dextera tua suscepit me.

Literatur:

Reydon, J. B.: Dom Polycarpe, premier abbé de la Trappe de Notre-Dame des Neiges, Nîmes: Lacour, 1989 [Reprint der Ausgabe] Nîmes, 1897.

Zitierempfehlung: Marthoud, Polycarpe, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 10.02.2019, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Marthoud,_Polycarpe

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