Dierer, Nivard

Nivard Dierer

Nivard Dierer

6. Abt des Stiftes Schlierbach 1696–1715

* 01. Aug. 1642 Steyr
† 11. März 1715

Nivard Dierer, Taufname Georg, stammte wie sein Vorgänger Benedikt Rieger aus der alten Eisen- und Stahlstadt Steyr, wo er am 1. August 1642 als Sohn des Hammerschmieds Adam Dierer zur Welt kam. 1660 trat er in die Zisterzienserabtei Schlierbach ein, legte 1661 die Profess ab und war von 1677 bis 1679 Pfarrer in Klaus. Nach der Abtwahl Benedikt Riegers (1679) bis zu seiner eigenen Wahl zum Abt von Schlierbach am 4. Jänner 1696 leitete er die Pfarre Kirchdorf. Seine Benediktion durch den Generalvikar Marian Schirmer fand, da die Schlierbacher Stiftskirche noch im Bau war, am 31. Mai 1696 in Heiligenkreuz statt.

Als Bauherr führte Abt Nivard den Neubau des Klosters zuende. Dass er sich schon unmittelbar nach seiner Wahl der Regierung schriftlich zur Sparsamkeit hatte verpflichten müssen, hinderte ihn nicht, eine Reihe kostspieliger Anschaffungen zu tätigen, um damit den benachbarten reicheren Klöstern ebenbürtiger zu werden (Etzlstorfer). Sein Hauptwerk ist die prunkvolle hochbarocke Ausschmückung der Kirche: die Altäre, die Verkleidung der Seitenpfeiler mit vergoldetem Schnitzwerk, die Vergoldung der Kapitelle, die Anbringung des vergoldeten Gitterrankenwerkes über den Brüstungen der Empore usw. Neu erbaut wurden während seiner Regierungszeit um 1700 die Trakte im Norden des Stiftes, die den Johanneshof nach Norden und Osten umschließen (die Westseite ist offen). Im östlichen Trakt befindet sich ein großer Festsaal, der sog. Bernardisaal, der nördliche Trakt sollte als Sommerprälatur dienen (heute für das Gymnasium verwendet). Nördlich anschließend wurde der Hofgarten angelegt, vielleicht auch schon das dortige Gartenhaus errichtet. 1712 wurde die an den Osttrakt beim Kirchturm angebaute Bibliothek fertiggestellt (mit seinem Wappen im Stuck). Als Verwaltungssitz der Grundherrschaft wurde das Hofrichterhaus neu errichtet. Auch das von Abt Balthasar Rauch erworbene Haus in Linz ließ er vollständig umbauen.

Nivard Dierer war ein Mann von strenger Ordensdisziplin, die er der Überlieferung nach auch selbst vorlebte und unter der wohl auch mancher litt. Der Visitationsbericht des Jahres 1709 mahnt den Abt zur Milde und trägt ihm auf, den Rat der Senioren sowie des ganzen Konvents einzuholen und zu berücksichtigen. Sein Ansehen bei seinen Mitäbten zeigt sich in der Entsendung als Vertreter aller österreichischen Zisterzienserklöster zum Generalkapitel nach Cîteaux 1699. Auf der Reise, die ihn durch mehrere Zentren des Hochbarocks führte, speiste er in Paris mit dem exilierten König Jakob II. von England und besuchte das Schloss Versailles, wo er mit dem bekannten Père de Lachaise, Beichtvater Ludwigs XIV., sprach. Auch an einer theologischen Disputation an der Sorbonne nahm er teil. 1705 spendete er im Auftrag des Ordensgenerals Nicolas Larcher dem neugewählten Abt Gerhard Weixelberger von Heiligenkreuz die Benediktion (das Amt des Generalvikars war durch den Tod des Abtes Marian Schirmer vakant).

Während eines Besuchs im Stift Kremsmünster am 16. September 1710 erlitt Abt Nivard ein Schlaganfall, der ihn lähmte und auf einen Tragsessel angewiesen machte. Er starb am 11. März 1715. Der Personalstand des Klosters bei seinem Tod betrug 32 Professen und war der höchste seit Bestehen des Klosters.

gge, Juni 2017


Daten:

Prof.: 1661; Abbas: 4. Jan. 1696, ben. 31. Mai 1969.

Literatur:

Etzlstorfer, Hannes: Die Kunstsammlungen des Stiftes Schlierbach, in: Keplinger, Ludwig (Red.): 650 Jahre Stift Schlierbach, Schlierbach 2005, S. 29ff. · Hofinger, Benedict: Schlierbach, in: Beiträge zur Geschichte der Cistercienserstifte, Wien 1891, S. 392–405 · [Zeller, Florian]: Das Zisterzienserstift Schlierbach im Kremstale, Schlierbach [1920], S. 37–39.

Zitierempfehlung: Dierer, Nivard, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 22.06.2017, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Dierer,_Nivard

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