Balthasar Rauch
3. Abt des Stiftes Schlierbach 1645–1660
* um 1607 Graz
† 12. Okt. 1661 Schlierbach
Der gebürtige Grazer Balthasar Rauch wurde am 29. Jänner 1645 einstimmig zum Abt des Zisterzienserstiftes Schlierbach gewählt und am 23. Mai 1655 (Dreifaltigkeitssonntag) in Anwesenheit der Äbte von Heiligenkreuz (Michael Schnabel), Baumgartenberg (Michael Mayr), Hohenfurt (Georg Wendschuh), Engelszell (Martin Ridt) und Wilhering (Caspar Orlacher) benediziert. Davor war er Pfarrvikar in Wartberg an der Krems gewesen. Er war der erste Schlierbacher Abt, der aus dem Schlierbacher Konvent kam und auch schon für Schlierbach die Profess abgelegt hatte.
Mit Urkunde vom 14. Dezember 1654 hatte ihm Papst Innozenz X. das Recht zum Tragen der Pontifikalien zugesprochen, um das sich schon seine Vorgänger vergeblich bemüht hatten. Für dieses Recht waren 200 Kammer-Golddukaten zu zahlen (allein die Bulle kostete 80 fl.). Um sein Selbstverständnis als infulierter Kirchenfürst auch nach außen zu demonstrieren, schaffte der Abt anlässlich seiner Benediktion und des 300. Jahrestags der Gründung des Klosters einen kostbaren golddurchwirkten Ornat an, der mehr als 1000 fl. kostete.
Als tatkräftiger und wirtschaftlich geschickter Verwalter setzte Abt Balthasar das Aufbauwerk seiner Vorgänger fort und erweiterte die materielle Basis des Klosters durch den Ankauf der Herrschaften Hochhaus und Messendorf in Vorchdorf sowie Mühlgrub bei Bad Hall. Außerdem erwarb er das sogenannte Fernbergeramt in den Pfarren Vorchdorf und Kirchham. In Linz erstand er zwei Bürgerhäuser an der Ecke Herrenstraße/Spittelwiese (wo heute das Akademische Gymnasium steht) und baute sie zu einem Haus mit Kapelle um, das dem Abt und den Konventualen als Absteigequartier dienen sollte. Kein späterer Abt hat so bedeutende Ankäufe an Besitz und Untertanen gemacht wie Abt Balthasar. Er schuf damit die Voraussetzungen für einen völligen Neubau des Klosters durch seine Nachfolger.
Sein Ölporträt aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zeigt Abt Balthasar als überaus beleibten Mann. Seine Leibesfülle brachte erhebliche Einschränkungen mit sich, die sich auch bei offiziellen Anlässen zeigten: Als Kaiser Leopold I. auf der Rückreise von seiner Krönung zum Deutschen Kaiser (am 18. Juli 1658) in Linz Station machte, erwiesen ihm auch die Äbte die Reverenz. Da sich aber Abt Rauch nur noch mühsam bewegen konnte, kam ihm der Monarch einige Schritte entgegen und reichte ihm die Hand. Ein Schlaganfall und die daraus folgende Sprachlähmung zwangen ihn schließlich am 4. November 1660 zur Resignation. Noch am selben Tag wurde sein Nachfolger Nivard Geyregger (reg. 1660–1679) gewählt. Abt Rauch starb am 12. Oktober 1661 und wurde in der Krypta der Stiftskirche bestattet.
gge, Juni 2017
Daten:
Abbas: el. 29. Jan. 1645, ben. 23. Mai 1655, res. 4. Nov. 1660.Literatur:
Etzlstorfer, Hannes: Die Kunstsammlungen des Stiftes Schlierbach, in: Keplinger, Ludwig (Red.): 650 Jahre Stift Schlierbach, Schlierbach 2005, S. 24–25 · Hofinger, Benedict: Schlierbach, in: Beiträge zur Geschichte der Cistercienserstifte, Wien 1891, S. 392–405, bes. S. 401 · [Zeller, Florian]: Das Zisterzienserstift Schlierbach im Kremstale, Schlierbach [1920], S. 30–31.Vorlage:Page.name: RAUCH, Balthasar OCist († 1661) – Biographia Cisterciensis