Dressel, Johannes

Johannes Dressel

Johannes Dressel

Abt der Zisterzienserabtei Ebrach 1618–1637

† 5. April 1637

Johannes Dressel stammte aus Hollfeld bei Bamberg. Über seine Familie, Kindheit, Jugend und Ausbildung ist nichts bekannt; er wird erst nach seinem Eintritt in die Zisterzienserabtei Ebrach fassbar. Dort war er Subprior, dann Prior und wurde als solcher am 27. Mai 1618 unter dem Vorsitz des Generalvikars der Oberdeutschen Zisterzienserkongregation, Abt Thomas Wunn von Salem, zum Abt gewählt.[1] Die Bestätigung der Wahl durch Generalabt Nicolas Boucherat von Cîteaux wurde am 20. August d.J. ausgestellt und trägt neben Boucherats Siegel auch das des Sekretärs Balduin Moreau. Die feierliche Benediktion erfolgte am 6. Januar 1619 in Ebrach durch Fürstbischof Johann Gottfried von Aschhausen, zugleich mit der des Abtes Johannes Feilzer, des nach Bronnbach postulierten ehemaligen Ebracher Bursars. Assistenten dabei waren Weihbischof Eucharius Sang und Abt Petrus Schönfelder von Langheim.

Am Anfang seiner Regierung stand Ebrach – nach den Zerstörungen im Bauernkrieg 1525 und den 1594 im Kompromiss beigelegten Auseinandersetzungen mit dem Hochstift Würzburg um die Reichsunmittelbarkeit des Klosters – wieder in hoher Blüte. Abt Hieronymus Hölein (reg. 1591–1615) hatte die Stiftskirche mit Altären und Gemälden neu ausstatten lassen. Auch in den Klosterdörfern wurde gebaut. Der neue Abt Johannes hatte überall eine glückliche Hand. Die Kirchenausstattung seines Vorgängers ergänzte er mit dem (bis heute erhaltenen) Bernhardsaltar von Veit Dümpel an der nördlichen Stirnwand des Querschiffes, dem Grabmal Höleins von Nikolaus Lenkhart sowie seinem eigenen Bronzeepitaph (1636 von Benedikt Wurzelbauer geschaffen). Für die Sakristei erwarb er einen goldenen Kelch, der später mit dem übrigen Kirchenschatz in die Hände der Schweden fiel. Den Ebracher Hof in Mainstockheim ließ er neu bauen, den Hof in Rödelsee erneuern und die Magdalenenkapelle bei Büchelberg errichten. Zusätzlich erwarb er einige Güter für sein Kloster, darunter Schloss Koppenwind von den Herren von Rotenhan.

Wie schon sein Vorgänger Hölein war Abt Johannes vom Ordensgeneral Nicolas Boucherat zum Generalvikar für Franken ernannt worden. Kaiser Ferdinand II. ernannte ihn, zusammen mit dem Bischof von Bamberg und einigen Reichsgrafen, zum Kommissar für die Rückgewinnung der in der Reformation verlorenen Güter. Tatsächlich konnte die Kartause Grünau dem Kartäuserorden zurückgegeben werden. Ebenso erfolgversprechend waren die Pläne, die ehemalige Prämonstratenserabtei Schäftersheim für den Orden zurückzugewinnen und die Pfarrkirche St. Johannis in Schweinfurt für das Würzburger Kollegiatstift Haug, jedoch kamen die Pläne nicht mehr zur Ausführung, da 1631 die Schweden das Frankenland besetzten.

Johannes Dressel verfasste eigenhändig ein Tagebuch über die Schicksale Ebrachs im Dreißigjährigen Krieg (Universitatsbibliothek zu Würzburg, M. ch. q. 149), das 1905/06 auszugsweise von F. Hüttner in den Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige ediert wurde. Ein Ebracher Mönch des 18. Jahrhunderts fertigte eine Abschrift der Memoiren Dressels mit dem Titel Diarium Lamenta an, die ebenfalls in der Würzburger Universitatsbibliothek aufbewahrt wird (M. ch. q. 148).

Erhalten ist auch Dressels 1626 – wahrscheinlich von einem Bamberger Meister – gefertigter Abtstab mit der Umschrift: „IOANNES DRESSELIUS AB. HOLFELD. ABBAS EBRACENSIS XXV. ANNO MDCXXV.“, der sich – während des Dreißigjährigen Krieges von den Schweden geraubt – heute im Reichsmuseum in Stockholm befindet. Eine 1982 angefertigte Kopie – gesegnet und erstmals benutzt von Abt Paulus Rappold vom Ebracher Tochterkloster Rein in der Steiermark – wird im Ebracher Abteimuseum ausgestellt.

gge, Okt. 2023

  1. Wiedergabe des Textes der Wahlurkunde (Instrumentum electionis) sowie der Bestätigung durch Generalabt Nicolas Boucherat von Cîteaux in: Conclusiones aliquot iuridicae, concernentes causam, coram excelsissimo Consilio Caesareo-Imperiali Aulico, inter Reverendissimum Dominum Dn. Ludovicum, Celeberrimi Monasterii Ebracensis Sacri Ordinis Cisterciensis Abbatem& Vicarium per Franconiam Generalem&c. Ex una,& Celsissimum ac Reverendissimum Dominum Dn. Johannem Godefridum, Episcopum Herbipolensem,& Ducem Franconiae, ex altera parte, pendentem. s. l. (1690), S. 10–13 [1].

Daten:

Abbas: el. 27. Mai 1618, ben. 6. Jan. 1619.

Werke:

Hüttner, Franz: Memoiren des Zisterzienserabts Johann Dressel von Ebrach aus den Jahren 1631–1635, in: Studien und Mitteilungen aus dem Benediktiner- und Zisterzienserorden 26 (1905), S. 76–85, 294–305, 551–573 und 27 (1906), S. 102–114, 368–399 (Textausgabe mit Kommentar und Literaturangaben).

Literatur:

Jäger, Johann: Verzeichnis der Äbte und Religiosen der Cistercienser-Abtei Ebrach 1126–1803. Bregenz 1903, S. 60 (Separatdruck aus Cistercienser Chronik 14 (1902) · Kaspar, Adelhard: Chronik der Abtei Ebrach. Münsterschwarzach 1971 · Wirth, Josef: Die Abtei Ebrach. Zum achthundertjährigen Gedenken. 1127–1927. Gerolzhofen 1928 · Selner, Wilhelm: Brevis notitia monasterii b. v. M. Ebracensis sac. Ordinis Cisterciensis in Franconia, Romae 1739, S. 153ff.

Zitierempfehlung: Dressel, Johannes, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 7.04.2024, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Dressel,_Johannes

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