Hermann Kurz OCist
Abt des Stiftes Hohenfurt 1767–1795
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† 10. April 1795 Hohenfurt
Hermann Kurz, Taufname Tobias, geboren am 1. September 1723 in Ostritz in der Lausitz, legte am 15. August 1743 im Stift Hohenfurt die Profess ab, studierte Theologie in Prag und wurde am 22. Dezember 1748 ebd. zum Priester geweiht. Er lehrte zunächst Philosophie und Theologie im Stift und zeitweise auch in Goldenkron, bis er 1764 als ordentlicher Professor an das erzbischöfliche St.-Adalbert-Kolleg in Prag berufen wurde. Am 22. Mai 1766 erhielt er die Stiftspfarrei Malsching [Malšín], wurde aber schon am 21. Mai 1767 zum Abt und infulierten Landesprälaten des Königreichs Böhmen gewählt. Er war doctor theologiae ordinis und öffentlicher geschworener apostolischer Notar.
Von seinem Vorgänger Quirin Mickl übernahm er den Streit mit dem Prager Erzbischof, der ihm die Investitur auf die Stiftspfarreien nicht erteilen wollte. Die Auseinandersetzung wurde schließlich 1781 per Hofdekret endgültig im Sinne des Abtes entschieden. Da die 1777 erlassene neue Robotordnung für die Stiftsuntertanen sehr belastend war, ließ Abt Hermann durch seinen Stiftsdirektor Reinisch mit dem Kreishauptmann Ottenthal einen neuen Robotplan ausarbeiten, für den der Kreishauptmann 100 Dukaten erhielt. Diese Zahlung führte schließlich 1786 dazu, das beide, der Abt (25. Okt.) und der Kreishauptmann 31. Aug.), infolge der Verleumdung des wegen einiger Vergehen aus dem Dienst entlassenen Reinisch ohne vorherige Anhörung von Kaiser Josef II. abgesetzt wurden.
Das gesamte Stift wurde durch einen Kommissar inventarisiert und die Zahl der zum Aussterben bestimmten Konventualen auf 18 festgesetzt (Novizen durften keine mehr aufgenommen werden). Die Klosterleitung hatte vorerst der Prior Isidor Teutschmann. Abt Hermann reiste 1788 nach Wien, um seine Rehabilitierung zu erreichen und wurde dort auch vom Kaiser empfangen, der seine Bitte um gründliche Untersuchung aber abwies und Johann Aquilin Hrdlička, einen regulierten Chorherren des aufgehobenen Stiftes Forbes (nach Kaindl: Wittingau), als Kommendatarabt einsetzte. Ein zweites Bittgesuch vom 1. Dezember 1789 hatte schließlich Erfolg. Eine Untersuchungskommission wurde einberufen und Abt Hermann, nach dem Tod des Kaisers, am 9. August 1790 wieder in seine Würde und am 26. September in alle Rechte eingesetzt. Die wirkliche Übernahme der Stiftsregierung geschah aber erst am 28. Oktober 1790 unter großen Feierlichkeiten.
Das Stift war damit der Aufhebung entgangen, büßte aber einige Kirchen und Kapellen ein und erhielt neu gegründete Pfarreien (Heuraffl, Kienberg[1], Thurmplandles) dazu, für die Pfarrhöfe, Kirchen und Schulen zu errichten waren. Das Stift wurde außerdem verpflichtet, unentgeltlich vier – später fünf – Professoren für die philosophische Lehranstalt in Budweis, das spätere deutsche Gymnasium, abzustellen – eine Forderung, die zunächst durch Geldzahlungen abgegolten, erst 1815 unter Kurz' Nachfolger Isidor Teutschmann tatsächlich erfüllt wurde (bis 1921).
Hermann Kurz starb am 10. April 1795 und hinterließ das Stift mit beträchtlichen Schulden. Er wurde in der Marienkapelle der Stiftskirche beigesetzt. Bedeutende Gelehrte während seiner Regierungszeit waren die Patres Dominik Schmidt (Kirchengeschichte, Kirchenrecht), Stephan Lichtblau (Archivar) und Xaver Falk (Orientalist). Auch Kurz selbst hatte während seiner Zeit als Theologieprofessor einige theologische Lehrbücher veröffentlicht.
Nach ihm ist der Ort Hermannsdorf (Heřmaň u Českých Budějovic, vorher Mehlhüttel) benannt.
gge, Sep. 2009, rev. April 2017
- ↑ Zur Errichtung der Pfarre Kienberg kam es, obwohl angeordnet, nicht.
Daten:
Prof.: 15. Aug. 1743; Sac.: 22. Dez. 1748; Abbas: 21. Mai 1767.Werke:
Assertiones principaliores es philosophia eclectica mentis et sensuum. Prag 1755. · Amussis canonica titulorum libri I, II, III, IV et V. Gregorii IX. Pontificis maximi in tabulis mnemonicis analytive proposita. 5 Bände. Prag 1761–1764).Literatur:
Gottsmich, Severin: Hohenfurt. Zur Geschichte seines Stiftes und seiner Pfarreien, in: Cistercienser Chronik 76 (1969) S. 27–139 · Kaindl, Dominik: Geschichte des Zisterzienserstiftes Hohenfurt in Böhmen. Hohenfurt, 1930, S. 100–109 · Pavel, Raphael: Hohenfurt, in: Beiträge zur Geschichte der Cistercienser-Stifte. (=Xenia Bernardina III). Wien : A. Hölder, 1891, S. 344f. · Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich 13 (1865), S. 426 · Proschko, Franz Isidor: Das Cistercienser-Stift Hohenfurth in Böhmen. Linz: Babette Eurich, 1858 · Mikowec, Ferdinand Bretislav: Das Cistercienserstift Hohenfurt in Böhmen. Eine monografische Skizze. Wien und Olmütz: Eduard Hölzel, 1858 · M[illauer], M[aximilian]: Reihenfolge der Äbte des Cistercienser-Stiftes Hohenfurth, in: Monatsschrift der Gesellschaft des Vaterländischen Museums in Böhmen, 2. Jg. Prag, 1828, S. 166–178.Vorlage:Page.name: KURZ, Hermann (Tobias) OCist (1723–1795) – Biographia Cisterciensis