Burder, Bernard

Bernard Burder

Bernard Burder OCSO

2. Abt der Zisterzienserabtei Mount Saint Bernard 1853–1858

* 1814 London
† 26. Sep. 1881 East Lulworth, Dorset

Bernard Burder, Taufname George, war ein Enkel des bekannten Dissenters Rev. George Burder (1752–1832), dem Herausgeber des Evangelical Magazine. 1814 in London geboren, begann er 1835 sein Studium am (anglikanischen) Magdalen College in Oxford und schloss es 1842 mit dem Magister artium ab. Kurz darauf zum Diakon geweiht, wurde er Hilfsgeistlicher an der St. Marychurch bei Torquay, dann in Ruardean (Gloucestershire). Am 24. Januar 1846 im Zuge der Oxfordbewegung am Oscott College zur katholischen Kirche konvertiert, wurde er am Ostersonntag 1846 (12. April) von Bischof Wiseman, dem späteren Kardinal, zum Priester geweiht und trat am 5. Juni 1846 in die Zisterzienserabtei strengerer Observanz (»Trappisten«) Mount Saint Bernard in Leicestershire, England, ein. Dort zunächst Subprior und Magister der Laienbrüder (1851), wurde er nach dem Tod des Abtes Bernard Palmer kommissarischer Oberer. Am 15. Oktober 1853 zum Abt gewählt, wurde er von Kardinal Wiseman in der Kirche San Gregorio Magno in Rom benediziert.

1856 gründete Burder – in Übereinstimmung mit dem Ortsbischof und dem Generalvikar Joseph-Marie Hercelin, der 1854 in La Trappe Ähnliches getan hatte – auf dem Gelände des Klosters eine Erziehungsanstalt für verwahrloste Jungen[1] und nutzte die dortigen Gebäude – ein Apostolat, das nicht mit der abgeschiedenen Lebensweise der Trappisten übereinstimmte und der Gemeinschaft nicht gefiel. Weitere Konflikte ergaben sich mit dem neuen Generalvikar Timothée Gruyer (Abt Hercelin war 1855 gestorben), der nach einer Visitation 1857 ebenfalls die Abweichungen von der Regel monierte und einen sofortigen Baustopp forderte. Dazu kam, dass sich die Anstalt immer weiter verschuldete, weil die öffentlichen Zuschüsse nicht ausreichten. Abt Burder, der an seinem Projekt festhielt, fühlte bei der Propagandakongregation (Kardinal Barnabò) in Rom wegen einer Lösung der Abtei aus der Kongregation von La Trappe vor und reiste zu diesem Zweck selbst nach Rom, wo Papst Pius IX., den er in Bologna sprach, seinem Plan zum Übertritt Mount Saint Bernards in den Benediktinerorden[2] und der Vereinigung mit der Abtei Ramsgate zustimmte. All das geschah ohne Zustimmung und ohne Wissen der Kongregationsleitung und der Gemeinschaft von Mount Saint Bernard, die geschlossen die Unterschrift unter die ihr von Abt Burder vorgelegte Petition verweigerte (20. Aug. 1857).

In den folgenden Wochen wurde daraufhin die Abtei Mount Saint Bernard in römischem Auftrag von Kardinal Wiseman und Bischof Roskell von Nottingham visitiert (12. September 1857) und noch einmal im Auftrag des Generalkapitels von den Äbten Antoine Bernard von Melleray und Bruno Fitzpatrick von Mount Melleray, die aber nichts erreichten, weil Kardinal Wiseman bereits Anordnungen getroffen (u.a. die Separation der Erziehungsanstalt von der Abteileitung) und den Mönchen ein Schweigegebot auferlegt hatte. Nach einem (vermutlich durch Überforderung ausgelösten) Zusammenbruch[3] im Sommer 1858 und einer erneuten päpstlichen Visitation durch eine dreiköpfige Kommission (Kardinal Wiseman, Bischof Raskell und der Generalprokurator des Ordens, François-Régis de Martrin-Donos) im Dezember 1858[4] bot Abt Burder Kardinal Wiseman am 18. Dezember 1858 seinen Rücktritt an, den der Kardinal annahm. Das Reformatorium wurde 1875 den Fathers of Charity (Rosminianern) übergeben und 1881 geschlossen.

Der resignierte Abt verließ das Kloster und führte ein unstetes Leben. Einige Zeit hielt er sich in der Abtei Melleray in der Bretagne auf. Auf dem Generalkapitel im September 1859 in La Trappe erbat er sich eine Pension, die ihm gewährt wurde. Nach einigen Zwischenstationen (sein Gesuch um Aufnahme in Mount Melleray in Irland wurde von den dortigen Mönchen abgelehnt), übernahm er für drei Jahre die Pfarrei St. John’s in Brentford. Danach lebte er 18 Monate in La Trappe, kehrte dann anlässlich des Todes seines Vaters nach England zurück und ersuchte von dort aus (erfolgreich) um Dispens von seinem Stabilitätsgelübde. Einige Jahre verbrachte er als Hauskaplan einer Familie in Herefordshire, ging dann in die Abtei Désert in Frankreich (Juli 1872 bis März 1873) und schließlich wieder nach London, wo er sich der Übersetzung mehrerer geistlicher Schriften aus dem Französischen widmete.

Er starb 22 Jahre nach seinem Rücktritt, am 26. September 1881, im Lulworth Castle in Dorset, nicht weit entfernt vom ehemaligen Kloster Lulworth.

gge, Juli 2011‎, rev. März 2023

  1. Geführt werden sollte die Anstalt nicht von den Mönchen, sondern von einer dazu gegründeten Tertiarengemeinschaft, genannt Oblaten von La Trappe. Diese Gemeinschaft (von Abt Burder sein Dritter Orden genannt) war kein offizieller Teil des Zisterzienserordens. Obwohl sie von früheren Versuchen, einen Dritten Orden zu gründen, inspiriert war und vom Generalkapitel der Trappisten unterstützt wurde, war die Gemeinschaft weitgehend Burders eigene Schöpfung. Auch sollten diese ’Oblaten’ nicht mit den heutigen Zisterzienser-Oblaten gleichgesetzt werden.
  2. Diesbezügliche Absichten hatte er bereits bald nach seinem Klostereintritt geäußert, weil er die strenge Lebensweise der Trappisten für Engländer ungeeignet fand.
  3. Abt Burder hatte nach dem plötzlichen Ausscheiden des Anstaltsleiters P. Robert Smith im Januar 1858 die Leitung der Erziehungsanstalt doch wieder selbst übernommen.
  4. Die Visitation wurde in den ersten beiden Dezemberwochen des Jahres 1858 von P. François-Régis, dem die beiden Bischöfe die Aufgabe überließen, und Abt Bruno Fitzpatrick, der als Dolmetscher diente, durchgeführt.

Daten:

Abbas:Sac.: 12. April 1846; Vest.: 5. Juni 1846; Prof.: 20. Aug. 1846; el. 15. Okt. 1853, res. 22. Dez. 1858.

Werke:

Übersetzungen: Bouguet: Souls in Purgatory · Causette: St. Bernard an his work. 1874 · Louis Charles Gay The Christian life and virtues considered in the religious state, 2 Bände, London, 1878

Lit.:

Elliott, Bernard: Dom Bernard Burder: 2nd Abbot of Mount Saint Bernard Abbey, in: Cistercian Studies Quarterly 14.2 (1979), S. 145–155 · Elliott, Bernard: Mount St Bernard’s Reformatory, Leicestershire, 1856–81, in: British Catholic History 15.1 (1979), S. 15–22 · Morson, John: Cistercian Monks of Mount Saint Bernard, 1952, S. 18–19.

Zitierempfehlung: Burder, Bernard, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 24.08.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Burder,_Bernard

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