Engelszell
Stiftskirche Engelzell (Foto: Gerhard Anzinger) | |
Cella Angelorum | |
Ort: | Engelhartszell, Österreich |
Observanz: | seit 1925 OCSO |
gegründet: | 1295, 1925 |
aufgehoben: | 1577–1618, 1786 |
Primarabtei: | Morimond |
Mutterabtei: | ursprüngl. Wilhering, heute Ölenberg |
Web: | www.stift-engelszell.at |
Das Stift Engelszell ist das einzige Kloster der Zisterzienser der strengeren Observanz (Trappisten) in Österreich. Die acht Zisterziensermönche betreiben einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Viehzucht und eine Forstwirtschaft in einem 160 Hektar großen Bergwald. Darüberhinaus spielen der Tourismus und der damit verbundene Verkauf von klostereigenen Produkten, wie Klosterliköre und Käsespezialitäten (»Engelszeller Trappistenkäse«), für das wirtschaftliche Überleben eine große Rolle.
Touristisch und kunsthistorisch bedeutend ist die 1754 bis 1764 erbaute barocke Stiftskirche mit ihrem 76 m hohen Turm. Sie ist eine der stilistisch reinsten Rokoko-Kirchen Österreichs. Sie ist mit wertvollen Kunstwerken von Johann Georg Übelherr, Joseph Deutschmann und Bartolomeo Altomonte ausgestattet. Nach einer Beschädigung wurde die Langhausdecke 1957 mit einem Gemälde von Prof. Fritz Fröhlich Weise neu gestaltet.
Geschichte
1293 durch den Passauer Bischof Wernhart von Prambach gegründet und 1295 von Zisterziensermönchen aus Wilhering besiedelt, hat das Stift Engelszell eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich. Die Reformationszeit brachte ihm einen erheblichen wirtschaftlichen und geistigen Niedergang. 1571 fiel Abt Bonifatius Blasius (1569–1571) samt dem einzigen noch vorhandenen Mönch der Pest zum Opfer. 1577 unter weltliche Verwaltung gestellt und mehrmals verpachtet, wurde Engelszell schließlich von Kaiser Rudolf II. für 6000 Gulden an private Geldgeber verpfändet. Erst seit 1618 kam es mit Unterstützung der Mutterabtei Wilhering zu einem Wiederaufschwung, der jedoch durch die finanziellen Folgen des Klosterbrandes am Ostersonntag 1699 schwer belastet wurde.
Seit 1720 verwalteten Administratoren das Stift, bis 1747 mit Abt Leopold Reichl († 7. Mai 1786) einer der bedeutendsten Äbte in der Geschichte des Klosters an die Regierung kam. Unter seiner Ägide wurde 1754 bis 1764 die heutige barocke Stiftskirche erbaut. Reichl war der letzte Zisterzienserabt der gewöhnlichen Observanz in Engelszell. Nach seinem Tod 1786 wurde das Stift von Kaiser Josef II. aufgehoben; Bücher und Silber wurden konfisziert und die Orgel nach Linz gebracht. Von den 24 Mönchen und Laienbrüdern blieben noch zwölf bis 1788 im Stift.
Wiederbesiedlung durch Zisterzienser der strengeren Observanz (Trappisten)
Nachdem 1798 schon einmal 254 Trappistenmönche, Nonnen und Kinder auf der Flucht vor der französischen Revolution vorübergehend Zuflucht in Engelszell gefunden hatten, diente das Kloster im 19. Jahrhundert u. a. als Porzellanfabrik und repräsentativer Wohnsitz bayerischer und österreichischer Minister. 1925 kaufte der Trappistenorden die Gebäude für die deutschen Mönche der elsässischen Abtei Ölenberg, die nach dem Ersten Weltkrieg nicht mehr in ihr Kloster zurückkehren konnten und sich vorübergehend in Banz niedergelassen hatten. Am 20. September 1931 wurde Engelszell wieder zur Abtei erhoben und P. Prior Gregorius Eisvogel zum Abt gewählt (3. Dez. 1931).
Während des zweiten Weltkriegs wurde Stift Engelszell, dessen Konvent im Jahr 1939 73 Mitglieder zählte, als erstes Kloster in Oberösterreich von der Gestapo beschlagnahmt (2. Dez. 1939). Vier der Mönche kamen ins Konzentrationslager Dachau[1], andere in Haft oder wurden zur Wehrmacht eingezogen. Nach Kriegsende 1945 kehrte nur mehr ein Drittel des früheren Konventes zurück. Hinzu kamen aber 1951 die aus Mariastern, Banja Luka, Bosnien, vertriebenen deutschen Trappisten mit ihrem Abt Bonaventura Diamant.
Äbte bis zur Säkularisation
siehe Äbteliste Engelszell
Vorsteher seit der Wiederbegründung
1. | Gregor Eisvogel | 1925–1931 Titularprior, 1931–1950 Abt |
2. | Basile Sartorio | 1950–1951, Sup. intérimaire |
3. | Bonaventura Diamant | 1951–1952, Superior ad nutum |
4. | Benno Stumpf | 1952–1966, Superior ad nutum, 1953–1966 Abt (tödlich verunglückt) |
5. | Willibald Knoll | 1966–1983 Abt |
6. | Klaus Jansen | 1982–1989 Apostol. Administrator, 1983–1989 Abt |
7. | Nivard Volkmer | 1989–1991 Superior ad nutum |
8. | Marianus Hauseder | 1991–1995 Sup. ad nutum, 1995–2012 Abt, 2012–2017 Sup. ad nutum |
9. | Hubert Bony | Sup. ad nutum seit 22. Feb 2017 (vorher Subprior in Ölenberg) |
gge, Okt. 2009
- ↑ P. Gottfried Becker (1887–1942), Bruder Joachim Schäfer (1875–1941), Bruder Aelredus Haslbeck (1878–1940) und Bruder Severinus Laudenberg (1893–1841).