Müller, Ulrich

Ulrich Molitor, Avers einer 1581 geprägten Medaille

Ulrich Müller

Udalricus Molitor

48. Abt des Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz 1558–1584

* 1526 Überlingen
† 20. April 1584

Ulrich Müller (latinisiert Molitor) stammte wie sein Vorgänger Konrad Schmid aus Überlingen am Bodensee. Er trat 1548 in das Noviziat der Abtei Heiligenkreuz ein und machte im folgenden Jahr Profess. 1555 wird er bereits als Prior genannt. Am 4. März 1558 wählte ihn Abt Schmid zu seinem Koadjutor, mit Zustimmung des Kapitels, das ihn nach dem bald darauf erfolgten Tod Schmids am 2. Juli 1558 zu seinem Abt wählte.

Abt Ulrich, der als Müller und Molitor zeichnete, begann seine Amtszeit mit großer Geldnot; sogar seine Brustkreuze musste er verpfänden, um die 50 Gulden aufzubringen, die er zur Einbringung der Ernte dringend brauchte. Trotzdem brachte er in der Folge einige Bauten zuwege. Er ließ mehrere Gebäude wiederherstellen und die bis ins 19. Jahrhundert bestehende Wasserleitung anlegen. Mehrere früher veräußerte oder verpfändete Güter (Wilfleinsdorf, Baden, Pfaffstätten) kaufte er zurück und verteidigte energisch die Rechte des Klosters gegen die protestantische Familie der Neudeck auf Schloss Wildegg. Auch Gaaden brachte er nach manchen Differenzen mit den protestantischen Besitzern wieder bleibend an das Stift und ließ dort eine neue Kirche errichten. In Folge eines Vergleiches mit dem Abt von Melk errichtete er 1584 die Pfarre Trumau und ließ dort eine Kirche bauen, die der Passauer Weihbischof Hektor Wegmann am 22. Februar 1588 weihte.

Die materiellen Verhältnisse des Hauses hatten sich unter Abt Müllers Leitung so sehr gebessert, dass er 1575 dem Kaiser ein Darlehen von 10.000 Gulden geben und 1577 mit den Äbten von Melk, Kremsmünster, Lambach und Baumgartenberg für ein von den Ständen dem Kaiser gegebenes Darlehen von mehr als 48.000 Gulden die Bürgschaft übernehmen konnte. Den Weinbau auf dem stiftseigenen Weingut Thallern betrieb er mit solchem Erfolg, dass das Kloster bei seinem Tod 1584 nicht nur schuldenfrei war, sondern außerdem noch 13.000 Eimer Wein im Keller hatte.

Als Ordensvisitator leitete Abt Ulrich wiederholt die Abtwahl in Zwettl, wohin er nach dem Tod des Abtes Josef Scheuchenpflug 1561 den Heiligenkreuzer Professen Martin Steingaden und nach dessen Absetzung 1567 den Heiligenkreuzer Prior Laurenz Hengenmüller setzte. 1576 visitierte Abt Udalrich einige oberösterreichische Klöster und übernahm die Visitation des Klosters St. Bernhard bei Horn, das die Nonnen des Klosters Ybbs an der Donau aufgenommen hatte.

Personell bestand der Heiligenkreuzer Konvent nur aus wenigen Mitgliedern. Der Visitationsbericht von 1566 zählt drei Priester und vier Laienbrüder namentlich auf.

Abt Müller starb am 20. April 1584 und wurde in der Stiftskirche beigesetzt; nach Hradil am 24./25. April. Das Stift wurde dann einige Zeit von Abt Matthias Keller von Säusenstein administriert, bis am 19. Dezember 1585 Abt Johannes Rueff von Zwettl zum Abt von Heiligenkreuz bestellt wurde.

gge, Aug. 2012, rev. Sep. 2020


Literatur:

Heiligenkreuz, in: Beiträge zur Geschichte der Cistercienser-Stifte (= Xenia Bernardina III). Wien : A. Hölder, 1891, S. 75 · Watzl, Florian: Die Cistercienser von Heiligenkreuz. Graz 1898, S. 49–50 · Koll, Malachias: Das Stift Heiligenkreuz in Österreich. Wien 1834, S. 111–112 · Gsell, Benedikt: Die Abtei Heiligenkreuz in Nieder-Oesterreich, in: Brunner, Sebastian: Ein Cisterzienserbuch. Würzburg 1881, S. 52ff., bes. S. 90.

Zitierempfehlung: Müller, Ulrich, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 7.12.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/M%C3%BCller,_Ulrich

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