Marienstatt

Marienstatt

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Kloster Marienstatt (Foto: M. Metz)
Locus Sanctae Mariae
Ort: Streithausen, Hachenburg, Westerwald
Observanz: Zisterzienser OCist
gegründet: 1215
aufgehoben: 1803–1888
Primarabtei: Cîteaux
Mutterabtei: Heisterbach (1215), Mehrerau (1888)
Tochterklöster: Himmerod (1922), Hardehausen-Itatinga (1927)
Web: www.abtei-marienstatt.de

Zisterzienserabtei der gewöhnlichen Observanz in Hachenburg-Streithausen im Westerwald; gegründet 1215, 1802 säkularisiert, 1888 von Mehrerau aus wiederbesiedelt, seit 1890 wieder Abtei.

Geschichte

Gegründet zu Beginn des 13. Jahrhunderts als Tochterkloster (→Filiation) von Kloster Heisterbach, wurde Marienstatt 1227 unter seinem ersten Abt Hermann an seinen heutigen Standort im Tal der Nister verlegt. Den richtigen Ort soll der Gründungslegende nach ein blühender Weißdornzweig gewiesen haben, den die Abtei noch heute in ihrem Wappen führt.

Die Abtei kam bald zu hoher Blüte, wurde aber durch den Dreißigjährigen Krieg ernstlich in ihrem Weiterbestand gefährdet. Nach einem inneren und äußeren Aufschwung setzte unter Abt Benedikt Bach (reg. 1688–1720) eine rege Bautätigkeit ein. Der Kirchbau wurde barockisiert und 1747 das neue Klostergebäude mit dem charakteristischen Mittelpavillon eingeweiht. 1777 wurde das Zisterzienserpriorat Bottenbroich bei Kerpen mit seinen Wirtschaftshöfen inkorporiert.

1802 säkularisiert, wurde Marienstatt 1888 als erstes Zisterzienserkloster in Deutschland wiedererrichtet und von Zisterziensern aus der Abtei Mehrerau unter Führung von Pater Dominikus Willi besiedelt. 1890 wurde das Kloster wieder zur Abtei erhoben. Abt Konrad Kolb (reg. 1898–1918) ließ 1909 einen neuen Bibliothekstrakt errichten, der heute nahezu 80.000 Bände umfasst, und eröffnete 1910 eine Oblatenschule für den Ordensnachwuchs.

Während des NS-Regimes entging die Abtei nur knapp der Aufhebung. Im Zweiten Weltkrieg diente sie als Lazarett sowie als Standort für ein Kinderheim aus Dormagen, ein Altenheim aus Frankfurt am Main und die theologische Hochschule Sankt Georgen.

Nach dem Krieg wurde die Schule wiedereröffnet und schrittweise zum staatlich anerkannten Privaten Gymnasium Marienstatt umgewandelt, das heute von rund 860 Schülerinnen und Schülern besucht wird (bis 1982 mit Internat).

Marienstatt gehört zur Mehrerauer Kongregation. Zur Klostergemeinschaft gehören 25 Mönche unter der Leitung von Abt Andreas Range OCist. Sie arbeiten neben der Pfarrseelsorge als Lehrer am Gymnasium, im Gästebereich, in der Buch- und Kunsthandlung, im Brauhaus, im Garten, an der Klosterpforte sowie in der Klosterbibliothek und Buchbinderei.

Tochterklöster

1922 übernahm Marienstatt auf Wunsch des Trierer Domkapitels die Paternität über die 1919 von Trappisten der bosnischen Abtei Mariastern begonnene Klostergründung Himmerod in der Eifel. Die 1927 gegründete Tochterabtei Hardehausen in Westfalen wurde 1938 von den Nationalsozialisten unterdrückt und 1950/51 nach Itatinga in Brasilien verlegt.

Ebenfalls unter der Aufsicht des Abtes von Marienstatt stehen die Frauenklöster Lichtenthal, Oberschönenfeld, Thyrnau und Waldsassen.

Sehenswürdigkeiten

Die Rieger-Orgel in der Klosterkirche Marienstatt

Die Abteikirche Unserer Lieben Frau von Marienstatt gilt als erste gotische Kirche östlich des Rheins. Sie hat von 1222 bis 1425 eine mehr als 200-jährige Bauzeit hinter sich und befindet sich seit der Säkularisation in Staatsbesitz. Von der im frühen 18. Jahrhundert eingebauten Barockausstattung sind heute nur noch einige Ausstattungsstücke erhalten, darunter drei Altäre aus schwarzem und rotem Marmor an der Südwand der Kirche.

Das Chorgestühl aus der Zeit um 1290 ist eines der ältesten in Deutschland, das noch regelmäßig in Gebrauch ist. Viermal täglich versammeln sich dort die Mönch zum gemeinsamen Chorgebet und einmal zur Messfeier.

Auf dem Ursulaaltar im Hochchor steht ein Altaraufsatz (Ursularetabel), der mit dem Oberweseler Goldaltar und dem Klarenaltar im Kölner Dom zu den bedeutendsten mittelalterlichen Flügelaltären des Rheinlands gehört. Er wurde von 2001 bis 2008 umfassend restauriert.

Erwähnenswert ist neben zahlreichen steinernen und gusseisernen Grabplatten auch das das gut erhaltene spätmittelalterliche Hochgrab des Grafen Gerhard von Sayn († 1493) und seiner Frau Elisabeth von Sierck († 1489) im nördlichen Querhaus der Kirche.

Die 1969 gebaute und 2006/07 erweiterte Rieger-Orgel ist die größte Orgel im Westerwald.

In einer 1947 angebauten Gnadenkapelle befindet sich das Gnadenbild der Schmerzhaften Muttergottes, eine aus Naturstein gearbeitete Pietà, die seit 1425 in Marienstatt verehrt wird und seit 1489 Wallfahrtziel ist.

Äbte bis zur Säkularisation

siehe Äbteliste Marienstatt

Äbte seit der Wiederbegründung

1. Dominikus Willi 1890–1898; 1898 Bischof von Limburg
2. Konrad II. Kolb 1898-1918
3. Eberhard Hoffmann 1918–1936
4. Idesbald Eicheler 1936–1971
5. Thomas Denter 1971–2006
6. Andreas Range seit 2006

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Literatur:

Acht Jahrhunderte Abtei Marienstatt; Jubiläum – Äbte – Projekte (= Marienstatter Aufsätze VII). Marienstatt, Buch- und Kunstverlag, 2014 · 100 Jahre Wiederbesiedlung Marienstatt. (= Marienstatter Aufsätze VI). Marienstatt, Buch- und Kunstverlag, 1988 · Hillen, Christian: Sehet hier ist die Stätte … Geschichte der Abtei Marienstatt. Köln, Weimar, Wien: Böhlau, 2012 · Ders.: Das Erzbistum Köln 7: Die Zisterzienserabtei Marienstatt (Germania Sacra. Dritte Folge 14). Berlin/Boston: Walter de Gruyter, 2017 · Roth, Hermann Josef: Abtei Marienstatt. Ein Führer zur Architektur und Kunst (= Marienstatter Gesammelte Aufsätze, 2). Hachenburg 1966 · Struck, Wolf Heino: Das Cistercienserkloster Marienstatt im Mittelalter: Urkundenregesten, Güterverzeichnisse und Nekrolog. Wiesbaden: Historische Kommission für Nassau (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau Bd. 18), 1965 · Wellstein, Gilbert: Die Cistercienserabtei Marienstatt im Westerwald. 1955.

Zitierempfehlung: Marienstatt, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 21.05.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Marienstatt