Mehrerau

Abtei Mehrerau (Foto: Ulrich Prokop)

Territorialabtei Wettingen-Mehrerau

Abbatia territorialis BMV de Maris Stella et de Augia Majore
Ort: Bregenz, Vorarlberg, Österreich
Observanz: OCist
gegründet: 1854 (Translation von Wettingen)
Primarabtei: Morimond
Mutterabtei: Salem
Tochterklöster: Marienstatt (1888), Sittich (1898), Hauterive (1939)


Besonderheiten: Aufgrund der Sonderstellung von Wettingen-Mehrerau als Territorialabtei ist der Abt Mitglied der Österreichischen Bischofskonferenz.

Geschichte

Der Ursprung der Abtei Mehrerau geht auf Graf Ulrich X. von Bregenz zurück, der einen päpstlichen Schutzbrief für ein neu zu gründendes Benediktinerkloster erhielt, das nach dem Vorbild der Hirsauer Reformbewegung in Andelsbuch im Bregenzerwald errichtet wurde. 1090 erfolgte der Ortswechsel an den Bodensee, wo 1097 der Bischof von Konstanz die neue Klosterkirche weihte.

Nach der Aufhebung der Benediktinerabtei 1806 durch die bayrische Regierung dienten die Klostergebäude ein halbes Jahrhundert lang als Fabrik, Kaserne und Druckerei. Die ehemalige barocke Klosterkirche wurde geschleift, die Steine dienten als Baumaterial für die Hafenmole von Lindau. Zahlreiche Kunstschätze, Urkunden, Handschriften, Wiegendrucke und Bücher gingen verloren.

Die 1841 von den Liberalen aus Wettingen (Kanton Aargau) vertriebenen Zisterzienser unter Abt Leopold Höchle besiedelten 1854 Mehrerau neu. Das Kloster heißt daher noch heute Konvent von Wettingen-Mehrerau.

Neben den monastischen Wurzeln ist das Bregenzer Kloster mit der Schweizer Eidgenossenschaft auch dadurch verbunden, dass die Originalpartitur der Schweizer Nationalhymne (»Schweizerpsalm«, »Trittst im Morgenrot daher«) im Archiv der Mehrerau aufbewahrt wird. Der Komponist, Pater Alberich Zwyssig (1808–1854), kam als Kantor des neuen Zisterzienserkonvents nach Bregenz, wo er allerdings bald starb. 1981 wurde der Schweizerpsalm offiziell zur zweiten Nationalhymne der Eidgenossenschaft erklärt.

Das 1854 von den Zisterziensern begründete Knaben-Privatgymnasium Collegium Bernardi (»die Mehrerau«) ist das älteste bestehende Bildungsinstitut in Vorarlberg. Es wird derzeit von 370 Schülern besucht. Gemeinsam mit dem Vorarlberger Fußballverband gründete man 2003 eine dem Gymnasium angegliederte Fußballakademie.

Neben dem vom Land Vorarlberg als Nachsorge- und Tagesklinik sowie Belegkrankenhaus revitalisierte Sanatorium Maria, Heil der Kranken mit denkmalgeschützter Fassade von Clemens Holzmeister gehören zur Mehrerau auch mehrere Wirtschaftsbetriebe.

Im Kloster leben heute (Jan. 2009) 35 Mönche. Abt ist seit Feb. 2009 P. Anselm van der Linde OCist.


1. (44.) Leopold Höchle 1854–1864 Schweizer
2. (45.) Martin Reimann 1864–1878 Schweizer
3. (46.) Maurus Kalkum 1878–1893 Deutscher
4. (47.) Laurentius Wocher 1893–1895 Österreicher
5. (48.) Augustin Stöckli 1895–1902 Schweizer
6. (49.) Eugen Notz 1902–1917 Deutscher
7. (50.) Kassian Haid 1917–1949 Österreicher
seit Sep. 1939 vertreten durch den Prior P. Laurenz Göppel als Abtvikar
8. (51.) Heinrich Groner 1949–1968 Deutscher
9. (52.) Kassian Lauterer 1968–2009 Österreicher
10. (53.) Anselm van der Linde 2009–2018 Südafrikaner
Vinzenz Wohlwend als Apostolischer Administrator Aug. 2018 bis Nov. 2018
11. (54.) Vinzenz Wohlwend seit Nov. 2018 Liechtensteiner

siehe auch: Die Äbte von Wettingen

Literatur

  • Markus W. Hämmerle: Den Weg heute gehen. 150 Jahre Zisterzienser in der Mehrerau. – Bregenz : Verlag der Abtei Wettingen-Mehrerau, 2004 (=Mehrerauer Grüsse Neue Folge 82)

Kategorie:Klöster * Kategorie:Österreich


Zitierempfehlung: Mehrerau, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 18.03.2010, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Mehrerau